Inhaltspezifische Aktionen

Im Zeichen des Wandels: Akademischer Festakt der JLU

Preise und Auszeichnungen für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – Festvortrag von DFG-Präsidentin Prof. Dr. Katja Becker

Nr. 178 • 24. November 2023

Die Preisträgerinnen und Preisträger beim Akademischen Festakt mit dem JLU-Präsidium und Festrednerin Katja Becker (vorne Mitte). Foto: JLU / Katrina Friese
Die Preisträgerinnen und Preisträger beim Akademischen Festakt mit dem JLU-Präsidium und Festrednerin Katja Becker (vorne Mitte). Foto: JLU / Katrina Friese

Am „höchsten Feiertag“ der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) sind am Freitag wieder zahlreiche Preise und Auszeichnungen für exzellente junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verliehen worden. Gleichzeitig freute sich die Universitätsgemeinschaft über die Rückkehr von Prof. Dr. Katja Becker, Präsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), an ihre frühere Wirkungsstätte. Die JLU-Professorin war von 2009 bis 2012 Vizepräsidentin für Forschung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses der Universität. Mit ihrer Festrede „Nach vorne denken – Universitäten als Orte für den Wandel“ traf sie einen Nerv, denn die JLU steht derzeit selbst im Zeichen des Wandels. 

Prof. Becker betonte, jede wissenschaftliche Erkenntnis verändere die Perspektive. „Eine Erkenntnis gibt uns eine potenziell unendliche Reihe ungekannter Optionen an die Hand, neu und weiter zu denken und dementsprechend neu und besser zu handeln.“ Sie fügte hinzu: „Dieser ebenso großen wie wunderbaren Aufgabe nehmen sich die Universitäten in Deutschland in vorbildlicher Weise an. […] In diesem Sinn zielen alle unsere Förderprogramme – ja, zielen alle unsere Aktivitäten – darauf ab, die Universitäten als Orte für den Wandel zu stärken.“

Das gewohnte Bild des Präsidenten, der mit Amtskette die Begrüßungsrede hält, gab es beim diesjährigen Festakt nicht. Trotzdem war Prof. Dr. Joybrato Mukherjee, der zum 1. Oktober als Rektor an die Universität zu Köln gewechselt ist, in gewisser Weise anwesend: Ab sofort ergänzt sein Porträt die lange Gemäldereihe der bisherigen JLU-Präsidenten in der Aula. Den Part der Rede zur Lage der Universität übernahm seine Vertreterin, die Erste Vizepräsidentin Prof. Dr. Katharina Lorenz. 

Den Part der Rede zur Lage der Universität übernahm die Erste Vizepräsidentin Prof. Dr. Katharina Lorenz. Foto: JLU / Katrina Friese
Den Part der Rede zur Lage der Universität übernahm die Erste Vizepräsidentin Prof. Dr. Katharina Lorenz. Foto: JLU / Katrina Friese

Sie erinnerte an die Worte des früheren US-Präsidenten John F. Kennedy an der Freien Universität Berlin, wonach die Ausbildung von citizens of the world – „Menschen, die bereit sind, ihre Kraft in den Dienst des Fortschritts einer freien Gesellschaft zu stellen“ – die Kernaufgabe von Universitäten sei. Prof. Lorenz betonte: „Die Kennedy-Worte haben mich in den letzten Tagen auch deshalb nicht losgelassen, weil sie für mich als West-Berliner Jöre, die ich vor 30 Jahren an der FU mein Studium begann, ganz unmittelbar die Verpflichtung ausdrücken, die wir an einer Universität haben – nämlich jene, Vorurteile zu entkräften, Unterschiede auszuhalten und produktiv über Grenzen hinweg zu denken und so auch zu forschen, zu lernen und zu lehren.“ Die Besinnung auf diese Kernaufgabe scheine ihr in diesen Tagen besonders notwendig, sagte sie mit Blick auf die aktuellen Kriege und Krisen. 


Preise und Auszeichnungen:

- Der Röntgenpreis der Justus-Liebig-Universität Gießen ging in diesem Jahr an den Physiker Prof. Dr. Roy Shiloh von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und der Hebrew University of Jerusalem in Anerkennung seiner herausragenden Untersuchungen
zum Thema „Nanophotonische Elektronenbeschleunigung“. Pfeiffer Vacuum und die Ludwig-Schunk-Stiftung stiften gemeinsam das Preisgeld in Höhe von 15.000 Euro.

Dr. Roy Shiloh (links) erhielt den Röntgenpreis aus den Händen von Prof. Dr. Sangam Chatterjee, Mitglied des Röntgenpreis-Kuratoriums. Foto: JLU / Katrina Friese
Dr. Roy Shiloh (links) erhielt den Röntgenpreis aus den Händen von Prof. Dr. Sangam Chatterjee, Mitglied des Röntgenpreis-Kuratoriums. Foto: JLU / Katrina Friese

- Der mit 5.000 Euro dotierte Preis der Justus-Liebig-Universität Gießen geht in diesem Jahr an Dr. Andreas Folkers in Anerkennung seiner herausragenden wissenschaftlichen Arbeit
„Fossile Moderne. Eine Naturgeschichte der Gegenwart / Fossil Modernity. A Natural History of the Present“ sowie seines sonstigen wissenschaftlichen Œuvres. 

- Eine Auszeichnung in Höhe von 2.000 Euro für Arbeiten zur Geschichte der Justus-Liebig-Universität Gießen ging an Anna Morozova in Anerkennung in Anerkennung ihrer herausragenden Masterarbeit „Russländische Studierende an der Ludwigs-Universität zu Gießen und an der Technischen Hochschule zu Darmstadt 1896–1914“.

- Der von der Dr.-Herbert-Stolzenberg-Stiftung ausgelobte Dr.-Herbert-Stolzenberg-Preis ist mit jeweils 3.000 Euro dotiert. In der Sektion Chemie erhielt Dr. Artur Mardyukov den Preis in Anerkennung seiner herausragenden Forschungsprojekte „Methoden und Ansätze zur erstmaligen Darstellung und Charakterisierung neuer Hauptgruppenverbindungen, vor allem jene des Phosphors, insbesondere der Phosphor-Stickstoff-Verbindungen PN, dem Phosphoranalogon des Distickstoffs, und P3N3, dem PN-Analogon des Benzols“ sowie seines sonstigen wissenschaftlichen Œuvres. In der Sektion Humanmedizin erhielt Dr. Francesca Ferrante den Preis in Anerkennung ihres herausragenden Forschungsprojekts
„Hydroxylation of the NOTCH1 intracellular domain regulates Notch signaling dynamics“  sowie ihres sonstigen wissenschaftlichen Œuvres. Ebenfalls in der Sektion Humanmedizin erhielt Dr. Christiane Pleuger den Preis in Anerkennung ihres herausragenden Forschungsprojekts „Role of resident CX3CR1+ macrophages in the immune regulation of the epididymis“ sowie ihres sonstigen wissenschaftlichen Œuvres. Den mit 1.500 Euro dotierten Dr.-Herbert-Stolzenberg-Lehrpreis in der Sektion Rechts- und Wirtschaftswissenschaften erhielt Vera Strobel in Anerkennung ihrer exzellenten Lehrleistungen und ihres herausragenden Engagements in der akademischen Lehre.

DFG-Präsidentin und JLU-Biochemikerin Prof. Dr. Katja Becker hielt in diesem Jahr die Festrede. Foto: JLU / Katrina Friese
DFG-Präsidentin und JLU-Biochemikerin Prof. Dr. Katja Becker hielt in diesem Jahr die Festrede. Foto: JLU / Katrina Friese

- Zum Andenken an Prof. Dr. Wolfgang Mittermaier, Professor für Strafrecht an der Universität Gießen von 1903 bis 1933, hat die Erwin-Stein-Stiftung 1995 den Wolfgang-Mittermaier-Preis gestiftet. Bei der Bewertung der Leistungen in der akademischen Lehre soll insbesondere die Erziehung zum forschenden Denken und zur akademischen Verantwortung einschließlich der Förderung von Toleranz und Völkerverständigung berücksichtigt werden. Das Vorschlagsrecht für diesen Preis liegt bei den Studierenden, die auch im Kuratorium vertreten sind. Der Wolfgang-Mittermaier-Preis für hervorragende Leistungen in der akademischen Lehre wurde in diesem Jahr an Vera Strobel (Fachbereich Rechtswissenschaft) in Anerkennung ihrer herausragenden Lehrveranstaltung „Model United Nations“, und an Dr. Sabine Schneider-Binkl (Institut für Musikwissenschaft und Musikpädagogik) in Anerkennung ihrer herausragenden Lehrveranstaltung „Musikpädagogik, Erinnerungskulturen und gesellschaftliche Verantwortung: Begegnungen mit KomponistInnen und ihrem Werk in Zusammenhang mit Krieg und Holocaust“ vergeben. Sie erhielten jeweils 1.500 Euro Preisgeld.

- Die Dr. Dieter und Sigrun Neukirch-Stiftung fördert mit dem Dr. Dieter und Sigrun Neukirch-Preis herausragende wissenschaftliche Arbeiten auf den Gebieten der Archäologie, der Klassischen Sprachen und der Geographie an der JLU. In der Sektion Geographie wurden Dr. Marie-Louise Litmeyer für ihre herausragende Dissertation „Methodenvergleich zur Schätzung von räumlichen Interaktionsprozessen und Prognosen von Mobilitätsströmen“ und James Daniel Johnson für seine herausragende Masterarbeit „Zwischen Green-Making und Greenwashing: Perspektiven für Geographen auf das Konzept der Nachhaltigkeit im ökonomischen Kontext“ jeweils mit dem mit 4.000 Euro dotierten Preis ausgezeichnet.

Für ihr beispielhaftes Engagement bei der Unterstützung ausländischer Studierender und ihre sehr guten akademischen Leistungen ist die Studentin Christina Mary McCusker mit dem DAAD-Preis der JLU ausgezeichnet worden. Die Präsidialkommission folgte damit einem Vorschlag von Prof. Dr. Matthias Hegele vom Institut für Sportwissenschaft. Der Preis ist mit 1.000 Euro dotiert. 

Dank der finanziellen Unterstützung der Gießener Hochschulgesellschaft war es auch in diesem Jahr wieder möglich, acht hervorragende Dissertationen, die an der JLU eingereicht wurden, mit einem Preis in Höhe von jeweils 500 Euro auszuzeichnen.

- Die Dissertationsauszeichnung in der Sektion Rechts- und Wirtschaftswissenschaften ging an Dr. Mario Fernandes (Betreuer: Prof. Dr. Andreas Walter) für seine Dissertation
„Academia in Transition: Empirical Evidence from Business Researchers“.

- In der Sektion Sozial- und Sportwissenschaften sowie Psychologie wurde Dr. Laura Soréna Tittel (Betreuerin: Prof. Dr. Regina Kreide) für ihre Dissertation „Umrisse einer Theorie des Antiziganismus“ ausgezeichnet.

- In der Sektion Sprach-, Literatur-, Kultur- und Geschichtswissenschaften sowie Philosophie ging die Auszeichnung an Dr. Daniel Holzhacker (Betreuerin: Prof. Dr. Mathilde Hennig) für seine Dissertation „Die Ellipse in literarischen Texten. Zu Form und literarästhetischer Funktion nicht-satzförmiger kommunikativer Minimaleinheiten“.

- In der Sektion Naturwissenschaften erhielt Dr. Till Fuchs (Betreuer: Prof. Dr.  Jürgen Janek) für seine Dissertation „Morphological Challenges at the Interface of Lithium Metal and Electrolytes in Garnet-type Solid-State Batteries“ eine Auszeichnung. 

- Die Dissertationsauszeichnung in der Sektion Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement ging an Dr. Stefan Baumanns (Betreuer: Prof. Dr. Uwe Wenzel) für seine Dissertation „Effects of 4-Phenylbutyric Acid and Caprylic Acid on Proteostasis and Mitochondrial Homeostasis in an Alzheimer’s Disease Model of the Nematode Caenorhabditis elegans“.

- In der Sektion Veterinärmedizin, Tierbiologie, Medizin, Zahnmedizin und Humanbiologie wurde Dr. Michael Kirstgen (Betreuer: Prof. Dr. Joachim Geyer) für seine Dissertation
„Identifizierung und Testung niedermolekularer HBV/HDV Entry-Inhibitoren“ ausgezeichnet.

Preise, Musik und kluge Worte: Die festlich geschmückte Aula der JLU beim Akademischen Festakt. Foto: JLU/Katrina Friese
Preise, Musik und kluge Worte: Die festlich geschmückte Aula der JLU beim Akademischen Festakt. Foto: JLU/Katrina Friese

Die beiden sektionsunabhängigen Dissertationsauszeichnungen gingen in diesem Jahr an:

- Dr. Pauline Endres de Oliveira (Betreuer: Prof. Dr. Jürgen Bast) für ihre Dissertation
„Safe Access to Asylum in Europe. Normative assessment of safe pathways to protection in the legal context of the European Union“.

- Dr. M. Samer Shikh Shaban (Betreuer: Prof. Dr. Michael Kracht) für seine Dissertation
„Regulation of the unfolded protein response, endoplasmic reticulum stress and autophagy pathways in the host response to coronavirus infection“.

Der Festakt wurde musikalisch vom Universitätsorchester der JLU eingerahmt.

 

Presse, Kommunikation und Marketing • Justus-Liebig-Universität Gießen • pressestelle