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JLU mit drei Cluster-Anträgen im Exzellenzwettbewerb

Neue Initiative aus der Wahrnehmungsforschung zur Vollantragstellung zugelassen – Zwei Bestandscluster aus der Herz-Lungenforschung und der Batterieforschung

Nr. 19 • 2. Februar 2024

Beste Voraussetzungen für die neue Wettbewerbsrunde: Mit einem neuen Clusterantrag und zwei Fortsetzungsanträgen zu bestehenden Exzellenzclustern geht die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) in die nächste Runde der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder. Wie die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) am Freitag mitteilte, wurde die eingereichte Cluster-Skizze zur Wahrnehmungsforschung (TAM – The Adaptive Mind) zur Vollantragstellung zugelassen. Mit im Rennen um die Exzellenzkrone sind auch die bereits bestehenden Exzellenzcluster zur Herz-Lungenforschung (CPI – Cardio Pulmonary Institute) und zur Batterieforschung (POLiS – Post Lithium Storage). Zudem ist die JLU mit einer Professur an einer neuen Clusterinitiative der Philipps-Universität Marburg beteiligt. Die Entscheidung, welche Exzellenzcluster gefördert werden, wird für Mai 2025 erwartet.

„Wir freuen uns über diesen ersten Vertrauensbeweis der Gutachterinnen und Gutachter für die neue Cluster-Initiative“, sagte die Erste Vizepräsidentin und künftige Präsidentin der JLU, Prof. Dr. Katharina Lorenz, nach der Entscheidung. „Dass TAM die erste Hürde genommen hat, ist der verdiente Lohn für die gemeinsame Arbeit der Forschungsteams an der JLU und an unseren Partneruniversitäten, der Philipps-Universität Marburg (UMR) und der Technischen Universität Darmstadt (TUDa). Ich gratuliere allen Beteiligten herzlich und sichere der neuen Cluster-Initiative ebenso wie den Bestandsclustern unsere umfassende Unterstützung zu, um so viele Anträge wie möglich – am liebsten natürlich alle drei – zum Erfolg zu führen.“ Die Clusteranträge müssen bis zum 22. August 2024 eingereicht werden. 

„Dass die ebenfalls von der UMR und von uns eingereichte Cluster-Skizze prEmerge aus der Virologie nicht zur Vollantragstellung zugelassen wurde, ist angesichts des großen Engagements der Forschenden sehr schade“, betonte Prof. Lorenz. „Wir dürfen aber nicht vergessen, dass es sich bei der Exzellenzstrategie um den wohl härtesten Wettbewerb der deutschen Wissenschaft handelt. Wir sind den Beteiligten umso dankbarer, dass sie sich trotzdem mit viel Motivation dieser Herausforderung gestellt haben.“  

TAM: Wahrnehmungsforschung an der JLU – Sprecherin Prof. Dr. Katja Fiehler (rechts) beim Versuchsaufbau mit einem Probanden. Foto: JLU / Anna Voelske
TAM: Wahrnehmungsforschung an der JLU – Sprecherin Prof. Dr. Katja Fiehler (rechts) beim Versuchsaufbau mit einem Probanden. Foto: JLU / Anna Voelske

 
TAM – The Adaptive Mind 
(Justus-Liebig-Universität Gießen, Philipps-Universität Marburg, Technische Universität Darmstadt)

Die Cluster-Initiative TAM verfolgt das Ziel, grundlegende Prozesse der menschlichen Wahrnehmung, des Denkens und Verhaltens zu verstehen, die es ermöglichen, sich an ständig verändernde Bedingungen anzupassen. Die Zusammenarbeit zwischen der JLU, der UMR und der TUDa vereint Forschende aus der Psychologie, den Kognitions- und Neurowissenschaften mit Expertinnen und Experten für Künstliche Intelligenz (KI), maschinelles Lernen und Robotik, um universelle Prinzipien der menschlichen Anpassungsfähigkeit zu entschlüsseln. Die Erkenntnisse werden in Computermodelle implementiert, die sowohl die spektakulären Erfolge als auch tragischen Grenzen des menschlichen Geists imitieren, vorhersagen und erklären können mit Auswirkungen auf die Grundlagenforschung, die psychische Gesundheit und die Entwicklung sicherer KI- und Robotertechnologie.

„Menschliche Anpassungsfähigkeit, psychische Gesundheit, sichere KI: dies sind die Kernthemen von ‚The Adaptive Mind’ – und sie waren noch nie so relevant wie heute“, sagt der Gießener Wahrnehmungspsychologe Prof. Dr. Roland Fleming, Sprecher des geplanten Clusters. „Mit diesen Themen und einem ebenso motivierten wie exzellenten Forschungsteam hoffen wir darauf, die Gutachterinnen und Gutachter von unserem Cluster überzeugen zu können.“ Sprecherin ist auch seine Gießener Kollegin Prof. Dr. Katja Fiehler; weitere Sprecher sind Prof. Dr. Frank Bremmer (Marburg) und Prof. Constantin A. Rothkopf, PhD (Darmstadt).

CPI: Lungenforschung an der JLU – Kontrolle von künstlich hergestelltem Lungengewebe mittels automatisierter Bildgebung. Foto: JLU / Rolf K. Wegst
CPI: Lungenforschung an der JLU – Kontrolle von künstlich hergestelltem Lungengewebe mittels automatisierter Bildgebung. Foto: JLU / Rolf K. Wegst

CPI – Cardio Pulmonary Institute 
(Justus-Liebig-Universität Gießen, Goethe-Universität Frankfurt, Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung Bad Nauheim) 

Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems gehen häufig einher mit Lungenkrankheiten. Weltweit sind sie die häufigsten Todesursachen. In dem Exellenzcluster der JLU, der Goethe-Universität Frankfurt und des Max-Planck-Instituts für Herz- und Lungenforschung Bad Nauheim wird erforscht, welche molekularbiologischen Prozesse dem Funktionieren dieser Organe und ihrem Versagen bei Erkrankungen zugrunde liegen. Dazu entwickeln die CPI-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler hochschulübergreifend Modellsysteme und kombinieren die Ergebnisse mit Untersuchungsdaten von Patientinnen und Patienten, um neue Therapieansätze zu finden. Das Cluster wurde von 2006 bis 2018 als Excellence Cluster Cardio-Pulmonary System (ECCPS) gefördert und konnte sich 2019 erneut als Exzellenzcluster Cardio-Pulmonary Institute durchsetzen.

„Wir sind zuversichtlich, dass die Herz- und Lungenforschung, die in Gießen, Frankfurt und Bad Nauheim seit 2006 durchgehend im Exzellenzwettbewerb gefördert wird, auch in der nächsten Runde überzeugen kann. Im CPI konzentrieren wir uns sowohl auf experimentelle Forschung als auch auf therapeutische Anwendungen. Ein tiefgreifendes Verständnis des komplexen Cardio-Pulmonalen Systems ist entscheidend für die Entwicklung neuer Therapiekonzepte“, betont die Gießener CPI-Sprecherin und Lungenforscherin Prof. Dr. Susanne Herold, die gemeinsam mit der Frankfurter Herzforscherin Prof. Dr. Stephanie Dimmeler Sprecherin der neuen Initiative wird.     

POLiS – Post Lithium Storage
(Universität Ulm, Karlsruher Institut für Technologie, Justus-Liebig-Universität Gießen)

POLiS: Batterieforschung an der JLU – Untersuchung der Materialstruktur einer Batterie mit der Hilfe von Röntgenstrahlen. Foto: JLU / Rolf K. Wegst 
POLiS: Batterieforschung an der JLU – Untersuchung der Materialstruktur einer Batterie mit der Hilfe von Röntgenstrahlen. Foto: JLU / Rolf K. Wegst 

Das Exzellenzcluster hat das Ziel, neue elektrochemische Speicherkonzepte für Batterien der Zukunft zu entwickeln und die wissenschaftlichen Grundlagen hierfür zu erforschen. Der Erfolg der Lithiumionen-Batterietechnologie und der rasant wachsende Bedarf an Energiespeichern für mobile und stationäre Anwendungen verstärkt in einer Zeit schwieriger werdender Versorgungsketten den Bedarf nach stofflich und ökonomisch sinnvollen Alternativen. Das Cluster konzentriert sich hierbei auf Batteriekonzepte, die auf gut verfügbaren Elementen wie etwa Natrium oder Magnesium berufen. Die JLU war bereits in der ersten Förderperiode an dem Cluster des Karlsruher Instituts für Technologie und der Universität Ulm beteiligt und gehört jetzt erstmals mit zu den antragstellenden Universitäten.

„Die neue Rolle der JLU als mitantragstellende Universität ist für mich natürlich eine Anerkennung unserer Arbeit der letzten Jahre, die wir insbesondere im Bereich der elektrochemischen Grenzflächen geleistet haben“, betont der Gießener Batterieforscher Prof. Dr. Jürgen Janek. „Mit dem erweiterten Team werden wir diese Forschung intensivieren und verbreitern können – auf dem Weg zu alternativen Batteriezellkonzepten. Das Gießener Team hat seine besonderen Stärken im Bereich der Festkörperelektrochemie und der Festkörperanalytik, aber auch der Synthese attraktiver Batteriematerialien.“

Die JLU freut sich zudem darüber, dass die Initiative „M4C – Microbes-for-Climate: Mechanismen, Folgen und Lösungen für die mikrobielle Umwandlung von Treibhausgasen“, an der die Universität Gießen mit Prof. Dr. Alexander Goesmann, Professur für Bioinformatik und Systembiologie, beteiligt ist, zur Vollantragsstellung aufgefordert wurde. Diese Cluster-Initiative der Philipps-Universität Marburg (UMR) und des Max-Planck-Instituts für terrestrische Mikrobiologie nimmt die Schlüsselrolle von Mikroorganismen im globalen Kohlenstoff-Kreislauf in den Blick. Die Vision von M4C besteht darin, die Evolution und die Aktivität von CO2/CH4-umsetzenden Mikroorganismen zu verstehen, vorherzusagen und gezielt zu verändern oder ganz neu zu gestalten. Das ehrgeizige Ziel des Clusters ist es, radikal neue, effizientere biologische Wege zur CO2/CH4-Umwandlung zu eröffnen, die die Evolution bisher noch nicht hervorgebracht hat.

Exzellenzstrategie

Die Förderung in der zweiten Runde der Förderlinie Exzellenzcluster beginnt im Jahr 2026. In Kürze startet zudem die Ausschreibung für die Förderlinie Exzellenzuniversitäten: Ab 2027 können im Rahmen der Exzellenzstrategie bis zu vier weitere Universitäten oder Universitätsverbünde in der Förderlinie Exzellenzuniversitäten gefördert werden. Um einen Antrag in der Förderlinie Exzellenzuniversitäten stellen zu können, benötigen Universitäten mindestens zwei erfolgreiche Exzellenzcluster.

 

  • Weitere Informationen

https://www.exzellenzstrategie.de/ - Hintergrundinfos zur Exzellenzstrategie
https://www.theadaptivemind.de/ - TAM – The Adaptive Mind
https://www.postlithiumstorage.org/de/ - POLiS – Post Lithium Storage
https://www.cpi-online.de/ - CPI – Cardio Pulmonary Institute

 

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Forschung