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Schwere Havarie in Mäusehaltung

Rund 600 Tiere sterben über Nacht an Überhitzung – Update zu den technischen Ursachen

Update vom 14. März 2024

Nach dem Vorfall in der Mäusehaltung der JLU läuft die Ursachenforschung weiter. Wie sich herausgestellt hat, ist der Teil der Klimaanlage ausgefallen, der für die Temperaturregelung zuständig ist. Die Anlage hat so über Stunden versucht, gegen eine angebliche Temperatur von minus 25 Grad anzuarbeiten. Zwar hätte das Alarmsystem bei einem Ausfall der Anlage reagiert, war aber offenbar nicht für diesen unwahrscheinlichen Fall gewappnet.

Die JLU untersucht derzeit auch den zeitlichen Zusammenhang mit Wartungsarbeiten an der Anlage. Kurz vor dem Anstieg der Temperatur war an einer anderen Komponente ein Motor ausgetauscht worden. Im Anschluss an die Arbeiten ist im Testbetrieb aber nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Die Klimaanlage wurde nach der Havarie umgehend repariert, so dass sich der technische Störungsverlauf womöglich im Nachhinein nicht mehr komplett aufklären lässt.

Die technische Wartung der Anlage wurde regelmäßig durchgeführt, und es gab in der Vergangenheit keine Anhaltspunkte für einen derartigen Defekt. Neben den eingeleiteten Sofortmaßnahmen einer manuellen Überwachung wird jetzt gleichzeitig an der Implementierung eines verbesserten automatisierten Warnsystems gearbeitet. 

Was genau zum Tod der Tiere geführt hat, lässt sich aus physiologischer Sicht nicht pauschal beantworten. Offenbar spielen verschiedene Faktoren hier eine Rolle: Einerseits sind die Tiere sehr konstante Haltungstemperaturen um 22 °C gewohnt und haben deshalb vermutlich Schwierigkeiten, eine so starke Temperaturerhöhung auszugleichen. Wir gehen hier von Grenzwerten von ca. 34 °C aus. Eine Rolle spielte offenbar auch die Lage der Käfige (die oberen Reihen waren stärker betroffen, da Wärme nach oben steigt). Und wie immer in biologischen Systemen gilt: Einige Individuen können widrige Bedingungen besser kompensieren als andere.

Informationen zu den Tierversuchen an der JLU: www.uni-giessen.de/tierversuche

 

Nr. 32 • 13. März 2024

In einem Tierstall der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) sind in der Nacht zum Dienstag etwa 600 Mäuse verendet. Grund war offenbar eine schwerwiegende Fehlfunktion der Heizungsanlage, sodass die Räume sich über Nacht auf knapp 40°C aufgeheizt haben. Als die Tierpflegerinnen um sechs Uhr morgens den Dienst antraten, waren bereits zahlreiche Tiere verstorben. Die Mitarbeiterinnen haben die noch lebenden Tiere sofort in einem anderen Raum untergebracht, aber rund 600 der insgesamt 1000 Mäuse in dem betroffenen Stall konnten nicht mehr gerettet werden. Etwa 400 Tiere haben den Vorfall ohne sichtbare Schäden überlebt und befinden sich wieder in einem guten Allgemeinzustand. Die JLU steht im Kontakt mit der zuständigen Aufsichtsbehörde, dem Regierungspräsidium Gießen. 
 
Das JLU-Präsidium reagierte mit großer Betroffenheit auf den Vorfall und hat eine lückenlose Ursachenklärung angekündigt. „Der Gedanke, dass so viele Tiere auf diese Art sterben mussten, ist unerträglich“, sagte Prof. Dr. Alexander Goesmann, Vizepräsident für Wissenschaftliche Infrastruktur. „Wir müssen wissen, wie es dazu kommen konnte, und werden sicherstellen, dass sich der Vorfall auf keinen Fall wiederholen kann.“ Er wies darauf hin, dass sich Tausende von Tieren in der Obhut der JLU befinden. „Wir tragen eine große Verantwortung für diese Tiere und müssen einwandfreie Haltungsbedingungen sicherstellen. Dass wir unsere hohen Ansprüche hier nicht erfüllen konnten, ist eine Katastrophe.“ 

Die JLU hat unverzüglich mit den Untersuchungen zur Ursache begonnen und will in den kommenden Tagen unter anderem klären, warum die hohen Temperaturen im Rahmen der eingesetzten Überwachungssysteme keine Alarmierung ausgelöst haben. Als Sofortmaßnahme wird die JLU außerhalb der Dienstzeiten sämtliche Tierhaltungen mit Sicherheitspersonal überwachen lassen, bis eine zuverlässige technische Alarmierungslösung sichergestellt werden kann. Über neue Erkenntnisse in diesem Zusammenhang wird die JLU auf ihrer Homepage informieren. 

Die Mäuse, die in dem Physiologie-Gebäude im Aulweg gehalten wurden, waren für die medizinische Forschung vorgesehen. Vorrangig geht es in der Physiologie der JLU um die Erforschung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. 

 

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