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Die Rolle von Immunzellen in Hoden und Nebenhoden

Neue DFG-Forschungsgruppe unter Federführung der Universität Gießen nimmt die Funktion dieser Zellen für die männliche Fortpflanzung und bei Hodenkrebs in den Blick

Nr. 41 • 25. März 2024

Immunzellen kommen überall im Körper vor, auch im Hoden und Nebenhoden. Es gibt Hinweise darauf, dass sie dort eine wichtige Rolle für die Entwicklung dieser Organe im Fötusstadium, aber auch für ihre Funktion beim erwachsenen Mann spielen. Welche Funktion genau Immunzellen hierbei zukommt, ist jedoch genauso unzureichend verstanden wie bei der Entstehung von Störungen der männlichen Fortpflanzung und beim Hodenkrebs. Antworten auf diese Fragen zu finden, ist das Ziel einer neuen Forschungsgruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) unter Federführung der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU). Die DFG fördert die Forschungsgruppe „Die Rolle von Immunzellen in der Funktion des normalen und pathologisch veränderten Hoden und Nebenhoden (INFINITE)“, an der insgesamt fünf Universitäten beteiligt sind, für vier Jahre. Beantragt worden sind rund fünf Millionen Euro.

„Diese Forschungsgruppe stärkt unseren Profilbereich ‚Reproduktion‘ erheblich“, so die Erste Vizepräsidentin Prof. Dr. Katharina Lorenz. „Ich gratuliere allen Beteiligten herzlich zu diesem Erfolg in einem wichtigen und bislang wenig erforschten Gebiet.“

Sprecher der neuen Forschungsgruppe ist Prof. Dr. Andreas Meinhardt vom Institut für Anatomie und Zellbiologie der JLU. Er erläutert: „Unser interdisziplinärer Ansatz in der männlichen Reproduktionsimmunologie wird durch die Nutzung modernster Forschungsmethoden den Einblick in die Physiologie und Pathophysiologie von Hoden und Nebenhoden erheblich verbessern.“

Störungen der männlichen Fortpflanzung stellen ein ernstes klinisches Problem mit steigender Häufigkeit dar. „Jüngere Studien zeigen, dass weltweit bis zu zwölf Prozent der Männer von Unfruchtbarkeit betroffen sind“, so Prof. Meinhardt. Zu den häufigsten Ursachen zählen Infektionen sowie sterile Entzündungen des Genitaltrakts, die nicht durch Bakterien oder Viren sondern zum Beispiel durch mechanische Reize ausgelöst werden. Zudem nimmt die Häufigkeit von Keimzelltumoren im Hoden weltweit zu – sie ist die häufigste Krebserkrankung bei jungen Männern.

Obwohl es Hinweise für die Beteiligung von Immunzellen von der fötalen Organentwicklung bis zur normalen Hoden- und Nebenhodenfunktion gibt, ist deren Rolle hierbei genauso unzureichend bekannt wie in der Pathogenese männlicher Reproduktionsstörungen und beim Hodenkrebs. In INFINITE soll untersucht werden, wie eine veränderte Zusammensetzung der Immunzellen in Hoden und Nebenhoden bei infektiösen und sterilen Entzündungen, bei Hodenkrebs und Alterung diese Organe beeinflusst. Ein besseres Verständnis der gewebespezifischen Immunität könnte zudem für die Entwicklung von Therapeutika genutzt werden. Alle Einzelprojekte vom INFINITE sind als Tandemprojekte ausgelegt, die JLU kooperiert dabei jeweils mit unterschiedlichen Partnern.

An der JLU knüpft das Projekt an das ebenfalls DFG-geförderte Graduiertenkolleg mit der Monash University in Australien zur „Molekularen Pathogenese männlicher Reproduktionsstörungen“ (2013-2022) an. Auch die anderen Partnerstandorte bieten entsprechende klinische und wissenschaftliche Schwerpunkte. An der Forschungsgruppe beteiligt sind neben der JLU die Universitäten Bonn, Heidelberg (Medizinische Fakultät Mannheim), Mainz und Marburg.

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Forschung