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Von Fukushima bis zum Tschadsee: Forschende beschäftigen sich mit bedrohten Orten

Zu Gast in der Kunsthalle Gießen: Panel on Planetary Thinking der JLU präsentiert Forschungsergebnisse in der Ausstellung „Unstable Planetary Spaces“

Nr. 96 • 22. Juni 2023 

Virtual-Reality-Simulationen waren Teil der Workshop-Reihe in Rauischholzhausen. Foto: Katharina Endres
Virtual-Reality-Simulationen waren Teil der Workshop-Reihe in Rauischholzhausen. Foto: Katharina Endres
Wie sich Kunst, Wissenschaft und Aktivismus mit einigen der größten Herausforderungen unserer Zeit auseinandersetzen: Die Kurzzeit-Ausstellung „Unstable Planetary Spaces“ präsentiert vom 6. bis zum 11. Juli 2023 in der Kunsthalle Gießen die Ergebnisse von Arbeiten der Stipendiatinnen und Stipendiaten des Panel on Planetary Thinking der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU). Die diesjährigen Fellows im Planetary Scholars & Artists in Residence Fellowship Program hatten vorab in einer zweitägigen Workshop-Reihe sehr unterschiedliche Orte in den Blick genommen: Den durch den Klimawandel und andere Faktoren stark bedrohten Tschadsee in Afrika, die japanische Sperrzone in Folge des Atomunglücks bei Fukushima sowie verschiedene Waldstücke in Hessen.

Die nigerianische Klimaaktivistin Adenike Oladosu und der in Oxford ansässige Kurator und Kulturschaffende Dr. Jason Waite hatten den zwanzig Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf Schloss Rauischholzhausen in Vorlesungen, Diskussionsrunden, Workshops sowie einer Miniatur-Ausstellung Einblicke in die Auswirkungen langfristiger Umweltkatastrophen auf planetare Räume und deren menschliche und nicht-menschliche Bewohnerinnen und Bewohner geliefert. 

Die umfassende Kunst-Installation zu den Projekten der Fellows sowie zu den Ergebnissen des Workshops „Planetary Spaces: Shrinking Spaces & Toxic Zones“ wird am 6. Juli 2023 um 18 Uhr in der Kunsthalle Gießen feierlich eröffnet. Zu einem Rundgang durch die Ausstellung und Gesprächen mit Adenike Oladosu, Jason Waite und anderen Verantwortlichen sind alle Interessierten herzlich eingeladen. Prof. Claus Leggewie, der wissenschaftliche Direktor des Panel on Planetary Thinking, wird die Ausstellung gemeinsam mit Dr. Nadia Ismail, der Kuratorin der Kunsthalle, feierlich eröffnen. Das Gespräch mit den Künstlerinnen und Künstlern wird von Liza Bauer, der stellvertretenden Geschäftsführerin des Panels, moderiert. Bauer bietet zudem am 7. Juli 2023 um 16 Uhr eine deutschsprachige Führung durch die Ausstellung an.

Ein wichtiger Teil des Workshops Anfang Juni war dem Thema „Shrinking Spaces: From Mega-Chad to Lade Chad“ gewidmet. Adenike Oladosu zeigte anhand von Satellitenaufnahmen, wie rapide der Tschadsee seit den 1960er-Jahren geschrumpft ist, und machte auf die vielschichtigen sozialen und ökologischen Konflikte rund um den See – Lebensgrundlage für unzählige Menschen – aufmerksam. Oladosu rief vor diesem Hintergrund den globalen Norden dazu auf, sich seiner Verantwortung bei der Bewältigung der Klimakrise stellen. Zu Gast war auch Dr. Patrick Flamm vom Friedensinstitut Frankfurt am Main, der den Programmpunkt mit Forschungsergebnissen aus der Friedens- und Konfliktforschung anreicherte. 

Workshop der Fellows auf Schloss Rauischholzhausen. Foto: Katharina Endres
Workshop der Fellows auf Schloss Rauischholzhausen. Foto: Katharina Endres

Im Rahmen des Workshops wurde diskutiert, wie sich der Verlust geschätzter Orte in Form von Klimatrauer auf die Psyche der Menschen auswirken kann. Eine Miniatur-Ausstellung im Obergeschoss des Schlosses machte das Thema für die Teilnehmenden besonders anschaulich: Zum Sonnenuntergang konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über eine Posterausstellung, eine Video-Installation, eine VR-Simulation, sowie über das Klimatrauer-Tagebuch von Claudia J. Ford mit den Themen der Workshop-Reihe auseinandersetzen. Diese Mini-Ausstellung war ein Vorläufer der aktuellen Installation für die Kunsthalle. 

In dem Workshop standen auch die nicht-menschlichen Bewohner des Planeten Erde im Fokus, etwa indem gezeigt wurde, wie sich eine Vielzahl von Säugetieren das Sperrgebiet um Fukushima in Japan in Abwesenheit der Menschen zum Zuhause gemacht hat – mit durchaus interessanten Bezügen zu einem hessischen Waldgebiet bei Biebertal: Im Vergleich zeigten die Wildschweinaufnahmen aus Fukushima und Biebertal zur Verwechslung ähnliche Bilder der besonders widerstands- und anpassungsfähigen Tiere, denn die europäischen Wildschweine sind eng mit den japanischen verwandt. 

Liza Bauer, die stellvertretende Geschäftsführerin des Panels, sagte: „Die Workshop-Reihe hat Raum für den interdisziplinären Austausch unter Forschenden und Kunstschaffenden unterschiedlicher Karrierestufen geboten. Das freut uns sehr – wir danken unseren Fellows für das vielseitige Programm, das sie zusammengestellt haben.“ Stellvertretend für die Teilnehmenden betonte die Doktorandin Lijuan Klaasen, die sich in ihrer Dissertation am Rachel Carson Center der LMU München mit dem Konzept „planetary Health“ auseinandersetzt: „Es ist etwas wirklich besonders für mich, so intensiv mit einer Gruppe planetarer Denker:innen zusammenarbeiten zu können.“ 

  • Weitere Informationen

https://www.uni-giessen.de/de/fbz/planetarythinking/veranstaltungen/planetaryworkshop/shrinkingspaces 
https://www.uni-giessen.de/de/fbz/planetarythinking/fellowshipprogram/fellows2023/fellows2023?set_language=de   
https://www.kunsthalle-giessen.de/specials.html  

 

  • Kontakt

Liza Bauer, Panel on Planetary Thinking 
Liebigstraße 35, 35392 Gießen 
Telefon: 0641 99-16190
E-Mail: liza.bauer



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