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Prof. Dr. Eduard Alter †

* 21. Juli 1944

† 22. Juni 2022

Foto: Manuel Heinrich

Die Justus-Liebig-Universität Gießen und die Justus-Liebig Gesellschaft Gießen trauern um Prof. Dr. Eduard Alter, den ersten Vorsitzenden der Justus-Liebig-Gesellschaft, der am 22. Juni 2022 im Alter von 77 Jahren verstorben ist.

Eduard Alter wurde am 21. Juli 1944 in Karlsbad (heutiges Tschechien) geboren. Im Sommer 1946 war er unter den über zwei Millionen Sudetendeutschen, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Seine Familie kam zunächst in ein Flüchtlingslager in Lich und wurde dann bei Bauern in Harbach untergebracht. Hier besuchte er auch von 1951 bis 1955 die Grundschule. Sein Abitur absolvierte er 1965 am Aufbaugymnasium in Friedberg. Eduard Alter war Diplom-Chemiker und hat nach seinem Chemiestudium am Institut für anorganische und analytische Chemie der JLU bei Prof. Dr. Rudolf Hoppe promoviert. Auf diese Zeit war er besonders stolz und hat auf sie in vielen persönlichen Gesprächen gerne zurückgeblickt. Eduard Alter zog es dann in die Praxis, wo er von 1973 bis 1980 in der Produktionsabteilung der Erdölchemie GmbH, einer Tochtergesellschaft der Bayer AG in Köln/Worringen, tätig war. Als Betriebsleiter der Ethylenoxidanlagen war er verantwortlich für die Inbetriebnahme der damals größten Anlage der Welt. Seine Unternehmenserfahrungen brachte er von 1980 bis 2014 an der Technischen Hochschule Mittelhessen ein, wo er die Fächer Organische Chemie, Instrumentelle Analytik sowie Kunststoffchemie und -technik am Fachbereich Mathematik, Naturwissenschaften und Informatik bis zu seiner Pensionierung lehrte.

Im Mai 2013 löste er Prof. Dr. Wolfgang Laqua als Vorsitzenden der Justus-Liebig-Gesellschaft ab, der das Amt zuvor 14 Jahre innegehabt hatte. Eduard Alter setzte sich unermüdlich für alle Belange des Liebig-Museums ein. Insbesondere der Erhalt des Laboratoriums als weltweit bekannte einmalige historische Stätte der Chemie war ihm ein großes Anliegen. Seine Vision, das Labor als Welterbe-Stätte anzuerkennen, hat viele Menschen inspiriert. Die positive Darstellung der Chemie in der Öffentlichkeit und insbesondere die vielfältigen Angebote für Schülerinnen und Schüler, Studierende, Fachkollegen und Privatpersonen lagen ihm immer sehr am Herzen. Sein Wunsch war es immer, dass möglichst viele Gießener diesen besonderen Ort besuchen, den die ehemalige Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel bei ihrem Besuch im August 2021 als „ein ganz wirkliches Schatzkästchen oder Kleinod von historischer Bedeutung“ würdigte“. Die coronabedingte Absage der 100-Jahr-Feier des Liebig-Museums und seine Schließung für die Öffentlichkeit setzten ihm ganz besonders zu, und er kommentierte seinen Gemütszustand sehr treffend mit „Als wäre plötzlich der Stecker gezogen worden“. Nichtsdestotrotz schob er weitere Aktivitäten, insbesondere im Bereich der Digitalisierung, maßgeblich an.

Mit Hilfe von eingeworbenen Spenden und Fördergeldern des Landes Hessen wird das Liebig-Museums und die Bedeutung von Justus von Liebig für die moderne Chemie inzwischen auf einer zeitgemäßen Homepage auch online dargestellt. Die zukünftige Aufnahme der Liebig-Briefe und weiterer digitalisierter Archivalien in weltweit zugänglichen Datenbanken wird auch die Wissenschaftswelt begeistern. Die internationale Bedeutung und Einmaligkeit des Liebig-Museums wurde 2021 durch die Verleihung des „Historical Landmarks Award 2020 – European Level der European Chemical Society” gewürdigt. Die ersten Vorbereitungen für die Feierlichkeiten wurden noch von Eduard Alter koordiniert. Viele aus Gießen und der Umgebung kannten Eduard Alter persönlich, nicht zuletzt von Treffen auf dem von ihm besonders geschätzten Gießener Wochenmarkt. Auch hier pflegte er en passant seine vielfältigen Kontakte zum Wohle der Liebig-Gesellschaft.