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1947-1950 - Nachkriegsjahre

Redakteur der 'Frankfurter Hefte'


 Am 4. April 1947 verfasste Alfred Andersch auf vier Seiten einen ersten Entwurf zu der Erzählung Die Treue, welche die Thematik einer typischen Kriegs- bzw. Nachkriegsgeschichte aufweist. Doch die Veröffentlichung in der Nullnummer der von Hans Werner Richter geplanten literarischen Zeitschrift 'Der Skorpion', reichte für die Grundlage einer Existenz nicht aus.

Aus diesem Grund nahm Andersch im Juni bzw. Juli des selben Jahres einen Vertrag als Redakteur der Frankfurter Hefte an, welche mit einer Auflage von 50 000 die damals erfolgreichste 'Monatszeitschrift für Kultur und Politik' waren. Die Linie des linken Katholizismus vertretend, boten sie politisch und soziologisch interessierten Literaten ein Forum.

Schon in der Septemberausgabe erregte er mit seiner Reportage Das Unbehagen in der Politik Aufmerksamkeit, in der zahlreiche kritische Stimmen zum Parteienstaat zu finden waren.

Andersch wollte Demokratie und Ideen für die Freiheit und Würde des Menschen verbreiten und fördern, weshalb er schon zu dieser Zeit mit Verlagen wie dem Frankfurter Verlag Josef Knecht zusammenarbeitete.

Die Ausrichtung der 'Frankfurter Hefte' nach dem linken Katholizismus führte Ende des Jahres zu moralischen Kontroversen zwischen Eugen Kogon und Andersch, in deren Folge Andersch die 'Frankfurter Hefte' verließ und zusätzlich seinen Entwurf von Die Treue, der der Grund hierfür gewesen war, zurückzog.



'Gruppe 47'


Anfang September 1947 traf sich eine Gruppe ehemaliger Ruf-Mitarbeiter, unter ihnen Hans Werner Richter, zur ersten Tagung der 'Gruppe 47' in Bannwaldsee bei Füssen im Algäu. Andersch selbst nahm erst an der zweiten Tagung am 8. / 9. November in Ulm teil, da er Anfang September der Hochzeit seines jüngeren Bruders Martin beigewohnt hatte. Für die eigens zu diesem Anlass umgeschriebene Erzählung Heimatfront, in der er erstmals ein Geschehen abwechselnd aus zwei Perspektiven erzählte, erntete er jedoch lediglich barsche Kritik.

Nur wenige Tage später legte er aber einen fulminanten Start als Essayist hin, als er bei einem Empfang im Ulmer Ratskeller den Essay Deutsche Literatur in der Entscheidung vortrug.

Bei der dritten Tagung am 3. / 4. April 1948 konnte sich Andersch schließlich als Kritiker profilieren. Die 'Gruppe 47' eröffnete ihm die Möglichkeit Kontakte zu zahlreichen damals zum Teil noch unbekannte Autoren, Publizisten und Sozialkritikern zu knüpfen. Dort und im Frankfurter Kreis um den Verleger Klostermann lernte er in diesen und den folgenden Jahren unter anderem Günter Eich, den späteren Theaterkritiker Georg Hensel sowie Ernst Jünger, Thomas Mann und Heinrich Böll kennen.

  Andersch 1947


Redakteur beim Radio

Während seiner Tätigkeit für den Rundfunk, welche ihm von Eugen Kogon vermittelt worden war, ließ sich Andersch als Zeichen für seine Unabhängigkeit lediglich als freier Mitarbeiter mit einer Monatspauschale anstellen. Im Sommer 1948 plante er ein Programm, welches sich vornehmlich zum einen auf Wissenschaft und Soziologie, zum anderen auf Literatur stützte. Qualität stand hierbei an oberster Stelle. Am 1. August trat er offiziell seine Stelle beim Hessischen Rundfunk in Frankfurt an. In den folgenden Jahren arbeitete er zudem als Redakteur für den NWDR in Hamburg und als Autor für den Bayerischen Rundfunk in München. Durch seine zahlreichen Features wurde er im Laufe der Zeit zu einem der wichtigsten Wegbereiter des Rundfunks. Ende 1953 beendete er jedoch seine Tätigkeiten, da er zu der Erkenntnis gelangt war, dass "er dem Funk als Autor bessere Dienste leiste denn als Redakteur".

 

Andersch um 1950

 

Heirat mit Gisela


Nachdem Alfred Andersch 1948 seine Beziehung zu der Künstlerin Gisela Andersch wieder aufgenommen hatte, heiratete er sie schließlich 1950. Aus ihrer ersten Ehe brachte Gisela die vier Kinder Peter, Cordula, Michael und Martin mit, von denen Andersch die beiden jüngsten, Michael und Martin, adoptierte. Die gemeinsame Tochter Annette kam 1950 zur Welt.

 

Gisela hund

Gisela Andersch