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1971-1972 - Reise nach Mexiko

 

1971 Winterspelt begonnen und Disput mit Max Frisch

 

Nach dem Erscheinen des Erzählbandes Mein Verschwinden in Providence reisten Alfred und Gisela Andersch nach Sardinien. Dort begann Alfred Andersch mit der Arbeit am Roman Winterspelt. Zunächst war die Intension, das Erlebte seiner Frau neu und anders zu erzählen. Neben dem Vorbild Gisela Anderschs als Figur Käthe Lenk, diente deren Pastellbild Eifeldorf als Inspirationsquelle für den neuen Roman.

 

Gisela malt

 

Die Intension war, eine Geschichte von Desertion und Flucht erzählen. Gleichzeitig, wie schon in Sansibar, sollte ein Kunstwerk im Zentrum des Romans stehen: Paul Klees Polyphon gefasstes Weiß. Das Kunstwerk ist im Roman nicht nur Sinnbild für Freiheit und freien Entscheidungswillen des Menschen, es ist auch die bildliche Vorlage der literarischen Umsetzung und des Erzählstils in Winterspelt.

 

Im selben Jahr kam es zu einer Auseinandersetzung mit Max Frisch über Anderschs Beziehung zur Schweiz, die deren langjährige Freundschaft für einige Zeit auf Eis legte. Andersch hoffte die Schweizer Staatsbürgerschaft zu erlangen und sah dies durch Frischs Äußerungen, Andersch würde die Schweiz zwar schätzen, sie würde ihn aber nicht beschäftigen, bedroht.

 

postkarte frisch

 

1972 Schweizer Staatsbürgerschaft / Reise nach Mexiko

 

Zu Beginn des Jahres 1972 sah sich Andersch vor Problemen beim Schreiben des Romans Winterspelt. Es fiel ihm schwer den Zugang zur Erzählperspektive zu finden und die Handlungen der Protagonisten mit glaubhaften Erzählen zu legitimieren.

 

Doch trotz Schwierigkeiten bei der Arbeit an Winterspelt, erwies sich das Jahr 1972 für Alfred Andersch in zweierlei Hinsicht als positiv: Die erhoffte Schweizer Staatsbürgerschaft erlangte er am 1. September und rund einen Monat später folgte er mit seiner Frau Gisela einer Einladung des Stern zu einer Mexiko Reise und erfüllte sich damit einen alten Traum.

 

Während dieser Reise führte Alfred Andersch Tagebuch. Bei einem Aufenthalt in den Bergen Mexikos löste sich durch eine plötzliche Idee das Problem der Romanform auf. Zurück in Deutschland nahm er die Arbeit an Winterspelt wieder auf: In den folgenden Monaten bis Mitte 1973 konnte er knapp die Hälfte des Romans unter dem Arbeitstitel Major Dincklages Verrat schreiben.