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Südwestdeutsche Schichtstufenlandschaft und Grundgebirge des Schwarzwaldes

Am Freitag nutzten wir die Rückfahrt für eine Reise durch die Erdgeschichte. Von Engen fuhren wir zunächst zum Hegaublick, ganz in der Nähe des Neuhewen, dem mit 884 m üNN höchsten Hegau-Vulkan. Der Neuhewen ist in die verwitterungsresistenten Malmkalke intrudiert und ist daher morphologisch weit weniger auffällig als die weiter südlich gelegenen gleichalten Hegau-Vulkane Hohenhewen und Hohenstoffeln.

Abb. 66: Exkursionsgruppe am Hegaublick
Abb. 67: Blick von der Aussichtsterrasse nach Süden in den Hegau.


Nach der Abfahrt ins Donautal bei Geisingen (Malmkalke) fuhren wir auf der A 81 bis nach Rottweil (Muschelkalk) und durchquerten dabei die verschiedenen Abfolgen des Mesozoikums, das mit seinen unterschiedlich kompetenten Sedimentgesteinen und dem geringen Einfallen der Schichten nach Südost hier einen Abschnitt der Südwestdeutschen Schichtstufenlandschaft bildet.

Bei Rottweil verließen wir die A 81 und fuhren nun auf dem vom Muschelkalk gebildeten Hochplateau über Seedorf und Waldmössingen nach Norden in Richtung Lossburg.

Abb. 68: Blick in den Steinbruch oberhalb der Ortschaft Seedorf. Abgebaut werden die Gesteine des Unteren Muschelkalks. Die Schichten lagern nahezu horizontal.
Abb. 69: Die Landschaft bei Seedorf ist gekennzeichnet durch vorwiegend landwirtschaftliche Nutzung und geringen Waldbestand. Oberflächengewässer (Flüsse, Bäche, Seen) fehlen fast völlig. Vereinzelt treten Karsterscheinungen (Dolinen, Erdfälle) auf, etwa im Bühlenwald nordöstlich des Steinbruchs.
Abb. 70, 71: Das römische Kastell oberhalb der Ortschaft Waldmössingen (Stadtteil von Schramberg) liegt auf einer auffälligen Geländekante im Bereich des Übergangs Unterer Muschelkalk – Mittlerer Muschelkalk.
Abb. 72: Das römische Kastell oberhalb der Ortschaft Waldmössingen (Stadtteil von Schramberg) liegt auf einer auffälligen Geländekante im Bereich des Übergangs Unterer Muschelkalk – Mittlerer Muschelkalk.
Abb. 73: Blick vom Parkplatz oberhalb Loßburg in östliche Richtung. Im Hintergrund schwach erkennbar liegt das Hochplateau der Schwäbischen Alb.


Von Loßburg aus folgten wir der neuen B 294 durch eine für den dünn besiedelten Nordschwarzwald charakteristische Landschaft, die von den Abfolgen des Mittleren Buntsandsteins und dichten Fichtenwäldern geprägt wird.

Vor Besenfeld verließen wir die B 294 und fuhren in das etwa 300 m tiefer liegende Tal der Murg hinab. Durch die enorme erosive Tätigkeit der Murg und ihrer Seitenbäche, die sich tief in die Abfolgen des Buntsandsteins eingeschnitten haben, ist hier das paläozoische Grundgebirge mit Gneisen und Graniten an vielen Stellen aufgeschlossen.

Die Reiseroute führte uns nun der Murg entlang nach Norden bis nach Gernsbach und Gaggenau. Hier weitet sich das Murgtal, und die Talflanken sind weniger steil. Ursache hierfür sind die anstehenden Gesteine des Rotliegenden, die im Vergleich zum Forbach-Granit wesentlich verwitterungsanfälliger sind. Die Murg hat bereits große Teile des Rotliegend-Troges ausgeräumt und somit die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass sich Gaggenau als bedeutender Industriestandort entwickeln konnte.


Aufschlüsse im Oberrotliegenden entlang der Bundesstrasse B426 zwischen Gaggenau und dem Ortsteil Bad Rotenfels:

Das Rotliegende der Baden-Badener Senke wird geprägt durch eine zyklische Wechselfolge von grobklastischen und feinklastischen Ablagerungen. Die hier aufgeschlossenen grobklastischen Ablagerungen bestehen vor allem aus Fanglomeraten, also mehr oder weniger gut verfestigten Brekzien mit vorwiegend eckigen Komponenten, einer schlechten Sortierung und zumeist roter Farbe. Die Fanglomerate sind als Schichtflut-Sedimente zu deuten. Der Schutt wurde teilweise aus einem im Süden und Südwesten angrenzenden Hochgebiet, der „Nordschwarzwälder Schwelle“, teilweise aus einem nicht näher bekannten Hochgebiet im Westen geliefert. Als Hauptminerale treten neben dem dominierenden Quarz noch heller Glimmer, Kalifeldspat, Plagioklas, auch Dolomit, sowie untergeordnet Chlorit und Hämatit auf. Die Quarze und Feldspäte im Fanglomerat sind ausnahmslos xenomorph und eckig; „granitische Bruchstücke“ sind häufig zu beobachten.

Abb. 74: Aufschluß im Rotliegenden zwischen Gaggenau und Bad Rotenfels. An der Steinwand besteht erhöhte Steinschlaggefahr.
Abb. 75: Aufschluß im Rotliegenden zwischen Gaggenau und Bad Rotenfels.
Abb. 76: Aufschluß im Rotliegenden zwischen Gaggenau und Bad Rotenfels. Die Gesteine sind kaum verfestigt und zerbrechen bereits bei geringer Beanspruchung.
Abb. 77: Aufschluß im Rotliegenden zwischen Gaggenau und Bad Rotenfels. Man erkennt zahlreiche eckigen Komponenten mit unterschiedlichen Korngrößen.
Abb. 78: Jungpleistozäne Schotterterrasse bei Rheinstetten-Mörsch, mit Steilabfall zur holozänen Rheinaue.

Nach ca. 10 km Fahrt durch das Rotliegende verließen wir bei Kuppenheim den Schwarzwald und fuhren durch die Vorbergzone des Oberrheingrabens nach Rheinstetten-Mörsch (jungpleistozäne Schotter, Abb. 79, 80) und danach durch die holozäne Rheinaue bis zum Rhein bei Rheinstetten-Neuburgweier (Abb. 81, 82).

Abb. 79, 80: Die jungpleistozänen Schotter bestehen größtenteils aus nicht verfestigten, unterschiedlich gut gerundeten Kiesen.
Abb. 81, 82: Am Rhein bei Neuburgweier, Rheinkilometer 354