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Wassermengen

Art und Qualität der Wasserversorgung sind in der Modellregion regional unterschiedlich. Es lassen sich drei Gebiete – Gunung Sewu, Wonosari Plateau (ländlicher Bereich) und Wonosari Stadt (urbaner Bereich) – unterscheiden, die sich annähernd mit den vorhandenen Wasserversorgungssystemen decken. Die Gebiete sind in der unteren Abbildung dargestellt und deren Versorgungssysteme (u.a. Bribin- und Seropan-System) skizziert.

Wasserversorgung in Gunung Kidul
Abb.: Modellregion Gunung Kidul mit bestehenden Wasserversorgungssystemen [Quelle: IfG/IWG

Gunung Sewu
Ab etwa Mitte der 90er Jahre investierte die indonesische Regierung in Wasserleitungsnetze. In dieser Zeit wuchs das Bribin-Leitungsnetz auf seine heutige Größe an. Pumpen, die über Dieselgeneratoren betrieben wurden, beförderten das Wasser in das etwa 340 km lange Leitungsnetz. Um das hügelige Relief zu überbrücken, sind mehrere Verteilungspumpen innerhalb des Leitungsnetzes erforderlich. Bei einer Fördermenge von 60 l/s an 8 Stunden pro Tag (Jahresdurchschnitt) entstehen jährliche Betriebs- und Wartungskosten von ca. 100.000 €.

Bis heute profitieren nicht alle in gleichem Maße vom Bribin-Leitungsnetz. Vielmehr gibt es erhebliche regionale Unterschiede. Der Hauptgrund hierfür ist die zu geringe Wassermenge, die von der Pumpenanlage aus der Bribin-Höhle in das Netzwerk eingespeist wird. Folgende Gründe führen zu einer ungenügenden Wassergewinnung bzw. Wasserverteilung:

  • Die Pumpen arbeiten technisch bedingt bzw. aus Kostengründen lediglich sechs bis zehn Stunden am Tag. Sie sind sehr störanfällig und fallen wegen Defekts teilweise über Wochen aus.
  • Die Verteilung funktioniert aufgrund von Fehlkonstruktionen und Mängeln im Verteilungssystem nur ungenügend.

Durch die unzureichende Fördermenge und die fehlerhafte Verteilung kann nicht das gesamte Leitungsnetz in seiner vollen Ausdehnung bedient werden. Viele Gemeinden werden nur teilweise oder überhaupt nicht mit Leitungswasser versorgt, obwohl sie an das Bribin-System angeschlossen sind. Daraus ergibt sich eine räumliche Differenzierung in drei Wassernutzungsgebiete (WNG):

  • WNG 1: Das Gebiet ist gekennzeichnet durch eine regelmäßige Versorgung mit Leitungswasser. Regelmäßig bedeutet, dass die angeschlossenen Haushalte mehrmals pro Woche Leitungswasser nutzen können.
  • WNG 2: Hier ist die Versorgung mit Leitungswasser unregelmäßig, d.h. die Haushalte erhalten nur etwa einmal pro Woche, manche auch seltener, Wasser aus Bribin.
  • WNG 3: Obwohl manche Haushalte an das Bribin-Netzwerk angeschlossen sind, erhalten sie kein Wasser aus der Leitung.

In den drei WNG sind die insgesamt 80.000 Menschen in unterschiedlichem Maß auf die Versorgung aus Telagas, Regenwasserspeichern und Tankwagen angewiesen. In der unteren Abbildung sind die WNG sowie die anteilige Nutzung der verschiedenen Versorgungsquellen exemplarisch für WNG 3 dargestellt.

Wassernutzung
Abb.: Wassernutzungsgebiete (WNG) im Versorgungsgebiet des Bribin-Leitungsnetzes (oben) und anteilige Nutzung der Versorgungsquellen exemplarisch für WNG 3 (unten) [Quelle: IfG]


Wonosari Plateau (ländlicher Bereich)
Die Bevölkerung des Wonosari Plateaus nutzt drei Formen der Wasserversorgung: Regenwasserspeicher, Brunnen und Leitungswasser. Vor allem in der Trockenzeit besteht vielfach akuter Wassermangel, da sowohl die Regenwasserspeicher als auch die Brunnen nur während bzw. unmittelbar nach der Regenzeit nutzbar sind.

Seropan
Abb.: Wehranlage und Förderpumpen in der Höhle Seropan [Quelle: IWG]

Als Alternative haben Teile der Bevölkerung die Möglichkeit Leitungswasser aus dem Seropan-System zu nutzen. Derzeit werden mit Hilfe von Pumpen 25 l/sec Wasser aus dem unterirdischen Fluss der Höhle Seropan gewonnen. Weil PDAM derzeit aus ökonomischen Gründen nur einen Teil der vorhandenen Pumpen betreibt, erhalten nicht alle Nutzer regelmäßig Wasser. Die Energiekosten für eine größere Fördermenge sind zu hoch.

Insgesamt ist die Wasserversorgung im Wonosari Plateau besser als in der Gunung Sewu, aber laut Aussagen der Bevölkerung sowie von PDAM dennoch unzureichend. Für die ca. 100.000 Menschen im Verteilungsgebiet Seropan können pro Kopf und Tag zeitweise weniger als 10 lpcd zur Verfügung gestellt werden. Der von der WHO angegebene Wert von 50 lpcd wird demnach auch auf dem Wonosari Plateau bei Weitem nicht erreicht.



Wonosari Plateau (urbaner Bereich)
Die Bevölkerung von Wonosari Stadt nutzt zwei Formen der Trinkwasserversorgung: Eigene Brunnen sowie Leitungswasser, das aus verschiedenen Quellen gewonnen wird. Wie in der unteren Tabelle dargestellt, verfügen alle Quellen über ein bisher noch ungenutztes Potential. Die Fördermenge ist auch hier durch die Energiekosten beschränkt.

Name der QuelleArt der QuelleBaujahrPotential [l/sec]Förderung [l/sec]Laufzeit [h/Tag]
Gempur Quelle 1987 70 4,5 12
Gelung Flachbrunnen 1981 20 7,5 22
Hargobinangun Tiefbrunnen 1981 60 35 24
Tawasari Tiefbrunnen 1982 25 17,5 23
Siyono Brunnen 2004 k. Ang. 22 22
Seropan Höhle k. Ang. 1.500 25 17
Gesamt 1.703
131,5
20,0

Tab.: Quellen der Wasserversorgung von Wonosari Stadt

Etwa 70% der Haushalte erhalten Leitungswasser. Die 1979 gebauten Wasserleitungen sind in einem schlechten Zustand, sie sind größtenteils aus Asbest und brechen häufig. Welche Wassermenge derzeit jeder einzelne Nutzer erhält, ist schwer zu bestimmen. Bisher ist nicht bekannt, wie viel Leitungswasser durch öffentliche Einrichtungen und Industrie genutzt wird. Aus den bisher geführten Interviews wird deutlich, dass bei einigen der angeschlossenen Haushalte noch nie Wasser aus der Leitung floss.

Zusätzlich nutzen etwa 2/3 der Haushalte Brunnen, um ihren täglichen Wasserbedarf zu decken. Im Gegensatz zu den öffentlichen Tiefbrunnen, bei denen das Wasser aus einer Tiefe von rund 100 m gewonnen wird, sind die Brunnen zwischen 20 und 30 m tief. Die Förderung aus so geringer Tiefe ist aufgrund der geringen Filterwirkung des Karstuntergrundes vor dem Hintergrund der unzureichenden Abwasserentsorgung als äußerst bedenklich einzustufen. Die Nutzung des Brunnenwassers führt laut Aussage der Bevölkerung oftmals zu gesundheitlichen Problemen.