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Vorwort

Zitat

„Ueberall in der Natur walten die ordnenden Gesetze, welche das Leben an die Erde fesseln und in ewiger Frische und Dauer erhalten; nur da wird die Erde alt und die Keime des Lebens verlöschen, wo der Mensch in seiner Beschränktheit ihre Existenz verleugnet und verkennt, wenn er dem Kreislauf der Bedingungen des Lebens entgegentritt, und ihr Zusammenwirken stört und hemmt.“

Justus Liebig 18781

 

 

Schwere, großflächige Waldbrände in Südeuropa und eine in Teilen Deutschlands schwere Dürre wie seit 250 Jahren nicht mehr – die Auswirkungen des Klimawandels sind während der Erstellung dieses Dokuments deutlich spürbar und verstärken den Wunsch, ihm durch umfassende Anstrengungen im Bereich Nachhaltigkeit zu begegnen. Der Klimawandel hat weitreichende direkte und indirekte Auswirkungen. Er gefährdet die Ernährungssicherheit, führt zu Verlusten von Lebensräumen für Menschen, Tiere und Pflanzen, birgt gesundheitliche Gefahren und schürt das Konfliktpotenzial um Lebensräume und Ressourcen.

Vorwort_Rest

In der Entwicklung hin zu einer nachhaltigeren Gesellschaft spielen Hochschulen eine fundamentale Rolle. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind es, die mit ihrer Forschung und den daraus gewonnenen Erkenntnissen ein umfassendes Verständnis der Zusammenhänge von nachhaltigkeitsrelevanten Prozessen ermöglichen und neue Lösungsansätze entwickeln. Durch Studium und Lehre werden diese Erkenntnisse an zukünftige Fachkräfte weitergegeben, die ihrerseits in ihren künftigen Positionen als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren für verantwortungsbewusstes, nachhaltiges Handeln eintreten. Die darüber hinaus notwendige Sensibilisierung des Individuums für die Relevanz des eigenen Wirkens auf Umwelt und Gesellschaft erfordert einen aktiven Austausch zwischen Hochschulen und Gesellschaft zu nachhaltigkeitsbezogenen Themen.

Die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) bekennt sich zu ihrer Verantwortung. Bereits im Schaffen ihres Namensgebers, Justus Liebig, finden sich Aspekte, die wir heute mit Nachhaltigkeit assoziieren. So bedeutete der Einsatz von Düngemitteln für Liebig, dem Boden zurückzugeben, was ihm durch die Landwirtschaft genommen wurde, um auf Dauer gute Erträge zu erwirtschaften und der Armut entgegenzuwirken. In seinen „Chemischen Briefen“ beschreibt er die Idee des menschlichen Daseins im Einklang mit der Natur. Als Universität mit Vorbildfunktion ist es uns ein großes Anliegen – Liebigs Gedanken aufgreifend – durch wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn und Innovationen zur Entwicklung von Lösungen beizutragen, die in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nachhaltiges Handeln vorantreiben, und zugleich als Institution ressourcenschonend und umweltgerecht zu agieren. Um Nachhaltigkeitsaspekte konsequent in allen Bereichen der Universität zu leben, hat die JLU Nachhaltigkeit als strategische Querschnittsdimension der universitären Entwicklungsplanung verankert, die erforderlichen Governance­strukturen aufgebaut und einen gesamtuniversitären Strategieentwicklungsprozess durchlaufen. Der Strategieentwicklungsprozess wurde 2021 initiiert. Die nun vorliegende Nachhaltigkeitsstrategie JLU 2030 fasst die Anstrengungen und Ambitionen der JLU im Bereich der nachhaltigen Entwicklung zusammen. Sie formuliert kurz-, mittel- und langfristige institutionelle Zielsetzungen, kohärente Maßnahmen und objektiv messbare Indikatoren der Zielerreichung, deren Umsetzungsstand zukünftig mithilfe eines Nachhaltigkeitsberichts regelmäßig evaluiert und öffentlichkeitswirksam kommuniziert wird. Darüber hinaus nimmt die Nachhaltigkeitsstrategie Bezug zu den bisherigen nachhaltigkeitsbezogenen Erfolgen der JLU und skizziert die bestehenden Grundlagen, auf denen sich die JLU weiterentwickeln wird. Der eingeschlagene Weg einer nachhaltigen Entwicklung der JLU ist eine solidarische Anstrengung der Hochschulgemeinschaft, welche maßgeblich auch durch das individuelle Verhalten aller Mitglieder der JLU mitgetragen wird.

Die gesamtuniversitär erarbeitete Nachhaltigkeitsstrategie JLU 2030 wurde – nach der Befürwortung des Senats am 23.11.2022 – durch das Präsidium der JLU am 13.12.2022 beschlossen.

Im Namen des gesamten Präsidiums spreche ich der Gemeinsamen Kommission für Nachhaltigkeit, dem zentralen Nachhaltigkeitsbeauftragten, Herrn Prof. Dr. Peter Winker, dem Büro für Nachhaltigkeit, den Fachabteilungen sowie allen weiteren Beteiligten meinen Dank für die kollegiale und konstruktive Zusammenarbeit bei der Erstellung der Nachhaltigkeitsstrategie JLU 2030 aus.

 

Prof. Dr. Joybrato Mukherjee

Präsident der Justus-Liebig-Universität Gießen

 


1 Chemische Briefe von Justus von Liebig, 6. Aufl., Leipzig/Heidelberg C.F. Winter’sche Verlagshandlung: 1878, 45. Brief, S. 458, Internet: https://www.liebig-museum.de/wp-content/uploads/2020/11/Liebig_Chemische_Briefe_bk52.pdf. Letzter Zugriff: 26.09.2022.

 

Zu den Kapiteln: Vorwort | Nachhaltigkeitsverständnis | Strategieentwicklung | Forschung | Studium und Lehre | Transfer | Betrieb | Individuelles Verhalten | Governance