Planetare Materialien – Denkanstöße zu einem neuen Blick auf unseren Planeten Erde
Innovatives Stipendienprogramm Planetary Scholars and Artists in Residence gestartet – International renommierte Gäste arbeiten drei Monate lang an der JLU
Nr. 47 • 11. April 2022
Ein neues Verständnis scheinbarer Widersprüche zwischen Natur und Kultur, ein Blick auf das Waldsterben und Jahrring-Forschung, Studien zu Architektur, Vibration und die katastrophalen Auswirkungen von Erdbeben – so unterschiedlich diese Themen auf den ersten Blick auch sein mögen, sie verbindet ein gemeinsames Ziel: Es geht um Denkanstöße zu einem anderen Blick auf unseren Planeten und damit um neues Verständnis von Nachhaltigkeit. Drei international renommierte Gäste forschen und arbeiten von April bis Ende Juni 2022 im Rahmen unterschiedlicher Projekte an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU). Möglich wurde dies dank eines innovativen Stipendienprogramms, aufgelegt vom Panel on Planetary Thinking der JLU.
Prof. Dr. Claus Leggewie, Inhaber der Ludwig Börne-Professur an der JLU und Initiator des Panel on Planetary Thinking, freut sich über die große Resonanz auf die erste Ausschreibungsrunde: 141 Bewerbungen aus aller Welt hatten die JLU erreicht. „Das zeigt uns, dass das wir mit dem noch recht jungen Panel on Planetary Thinking eine thematische Ausrichtung getroffen haben, die auch international großes Interesse hervorruft“, sieht sich Prof. Leggewie bestärkt. Der Politikwissenschaftler ist sich sicher: „Im Dialog mit unseren Gästen wollen wir ausloten, welche Impulse die unterschiedlichen Denkströmungen für die Nachhaltigkeitsforschung an der JLU geben können und welchen eigenständigen Beitrag die JLU zu den Debatten liefern kann.“
Das Profil der JLU im Bereich Nachhaltigkeit wird durch das Planetary Scholars & Artists in Residence Program zusätzlich gestärkt. Die Ausschreibung der Stipendien für 2023 zum Thema „Planetare Räume“ („Planetary Spaces“) erfolgt im Sommer dieses Jahres.
Projekt I: Rosbach vor der Höhe – ein zerstörtes Waldstück
Jede Zerstörung birgt eine Chance. Unweit von Frankfurt am Main, bei Rosenbach vor der Höhe, befindet sich ein Waldstück, sein Verfall kann als ein Symbol für den Klimawandel gelten. Derartige Zusammenbrüche der Natur stehen im Zentrum der Kunstwerke von Mathias Kessler. Er dokumentiert nicht nur die negativen Seiten der natürlichen Ruinen, sondern ist fasziniert von den Möglichkeiten ihrer Neuerfindung. Im Zuge seines Projekts im Planetary Scholars & Artists in Residence-Programm lädt er Menschen dazu ein, den Zerfallsprozess des Waldes zu erleben – und zum aktiven Handeln motivieren.
Projekt II: Jahrring-Berichte zum Waldsterben
Eines der wohl beeindruckenden Materialen unseres Planeten ist Holz. Es ist weder die Zusammensetzung noch der Rohstoff, die Holz für Dr. Claudia Hartl so interessant machen, es sind vielmehr die Geschichten, die in den Jahrringen des Holzes archiviert sind. In ihrem Projekt führt die Wissenschaftlerin Untersuchungen zur Holzalterbestimmung mittels Bohrkernproben an Bäume durch. Anhand der Jahrringbreite können Rückschlüsse auf die Vitalität eines Baums, seine Reaktionen auf Trockenjahre oder Extremereignisse gezogen werden. Indem sie in ihrem Projekt das Waldsterben genauer beleuchtet, versucht sie zugleich, Wissen über eine Baumarteneignung für künftig stabilere Wälder zu generieren.
Projekt III: Urelement – Vibration als planetarisches Transmaterial
Die Vibration und ihre katastrophalen Auswirkungen (zum Beispiel bei Erdbeben) sind zu einem Indikator für Mensch-Planeten-Beziehungen geworden. Clemens Finkelsteins Projekt beschäftigt sich mit den planetarischen Verflechtungen des physikalischen Phänomens und nähert sich diesen über die Architektur als Medium zwischen gebauter und natürlicher Umwelt. Er analysiert die Vibration als planetarisches Transmaterial, an dem sich Materialität und Immaterialität überlagern. Finkelstein gewinnt dabei Erkenntnisse über Materialien und Raumkörper, die darauf abzielen, wesentliche Beziehungen der Menschheit zu ihrer Umwelt neu zu kalibrieren.
- Weitere Informationen
https://www.uni-giessen.de/fbz/planetarythinking
- Kontakt
Dr. Frederic Hanusch
Liebigstraße 35, 35392 Gießen
Telefon: 0641 99-16192
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