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ECM im Gespräch mit B90/Die Grünen: "JLU will Gründungshochschule werden"

Das Beste zum Schluss: Diesen Donnerstag besuchten zwei Abgeordnete der B90/Die Grünen das Entrepreneurship Cluster Mittelhessen, das Gründungszentrum der Justus-Liebig-Universität Gießen. Der Besuch markiert das Ende einer zweitägigen Tour durch Gründungseinrichtungen an hessischen Hochschulen.

v.l.n.r.: Fabiola Neitzel (SWAP), Nina Eisenhardt (B90/Die Grüne), Kaya Kinkel (B90/Die Grüne), Anjani Nayak (SWAP), Monika Schuhmacher (ECM), Verena Krakau (Cognilize), Franziska Deutscher (WTT)

Kaya Kinkel (32), wirtschaftspolitische Sprecherin, sowie Nina Eisenhardt (29), Sprecherin für Hochschulen und Wissenschaft, informierten sich über die verschiedenen Angebote für Studierende und Angehörige vor Ort. Das ECM legte den Fokus neben Vorträgen auf den Erfahrungsaustausch – vor allem mit Startups. So bot sich den Politikerinnen in einem anderthalb stündigen Gespräch ein intensiver Einblick in die Gründungsarbeit an der JLU.

Zu Beginn stellten sich das ECM unter Direktion von Prof. Dr. Monika Schuhmacher sowie die Stabsabteilung Wissens- und Technologietransfer kurz vor, vertreten durch die leitende Referentin Franziska Deutscher. Beide Abteilungen arbeiten eng zusammen. Als Beispiele ihrer Tätigkeiten in der Gründungsunterstützung nannten sie Beratungsangebote, Seminare, Vortragsreihen, Workshops und Netzwerkveranstaltungen mit Schnittstellen zur Wirtschaft, die Ausrichtung des jährlichen Ideenwettbewerbs Idea Slam wie auch die Zusammenarbeit mit der TransMIT zur Patentierung von Innovationen aus der JLU.

Unternehmerisches Denken und Handeln fördern

Die gemeinsame Vision: Die JLU soll Gründungshochschule werden, die zu unternehmerischem Denken und Handeln anregt. Somit würde das Potential schneller erkannt und gefördert werden, betonte ECM-Direktorin Schuhmacher. "In der Forschung zum Beispiel entstehen viele spannende Entwicklungen, die mittels Gründungen in Innovationen umgesetzt werden könnten. Doch die meisten wählen den vermeintlich sicheren Weg ins Angestelltendasein, anstatt aus der eigenen Idee ein Produkt oder eine Dienstleistung zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Genau da wollen wir mit unseren Angeboten ansetzen und auf dem Weg in die Gründung begleiten."

Einen wesentlichen Anteil daran hat die Gründungsberatung des ECM. Sie kann kostenlos und über den gesamten Gründungsprozess von allen Hochschulangehörigen in Anspruch genommen werden. Dass sich dadurch Potentiale entdecken und fördern lassen, zeigten die anwesenden JLU-Teams SWAP und Cognilize. Sie stellten ihre zukunftsträchtigen Projekte zum Abschluss des Besuchs vor.

SWAP nutzte die Zeit, um das Konzept zur nachhaltigen Herstellung von Insektenproteinpulver und -öl für hyperallergenes Hundefutter vorzustellen. Als Ausgangsmaterial wollen sie Seidenraupen-Puppen verwenden. Sie fallen in großen Mengen bei der Seidenproduktion in Indien an und werden nur unzureichend weiterverarbeitet. Die Masterabsolventinnen Fabiola Neitzel und Anjani Nayak finden das weder nachhaltig noch wirtschaftlich gedacht, und machen aus dem Nebenprodukt ihren Rohstoff. Die Beiden sparen dadurch den aufwendigsten und teuersten Teil der Proteinproduktion ein: die Aufzucht der Insekten.

Arbeitsplätze für die Weiterentwicklung

Die Grünen zeigten sich begeistert von SWAP und stellten viele Nachfragen. Auch wenn die Ausgründung noch nicht vollzogen ist, arbeiten sie schon jetzt wie ein Startup. Ihr aktueller Arbeitsplatz, so berichten die Beiden, ist im Gießener Co-Working-Space Beta Box, wo das ECM Arbeitsplätze für eben solche engagierten Teams anmietet.

Ein paar Schritte weiter ist das preisgekrönte Team Cognilize, vorgestellt von Co-Gründerin und Geschäftsführerin Verena Krakau. 2019 zusammen mit Co-Gründer Christian Hartmann als GmbH gegründet, bietet das Duo eine Weltneuheit auf dem Gebiet des Profisports an: ein virtuelles Trainingsprogramm. Fernab des Sportplatzes können erstmals - durch die Wiedergabe echter Spielszenen und die Interaktion mit virtuellen Gegen spielern - sportartspezifische Entscheidungsprozesse effektiv und ökonomisch verbessert und analysiert werden. Auf die Frage, ob das Programm schon in der Praxis Anwendung findet, lautet die Antwort: Nach einer intensiven Testphase mit regionalen Fußballvereinen steht Cognilize aktuell in Verkaufsverhandlungen mit diversen Sportvereinen.

Nachhaltige Gründungsförderung nicht garantiert

Der anregende Nachmittag am ECM ging schnell vorbei. Zu schnell, um über alle Themen wie auch Probleme intensiv zu sprechen. Es mangelt unter anderem an Räumen und Planbarkeit bei den Finanzen, so Frau Schuhmacher, um eine nachhaltige Gründungsförderung zu garantieren. Viele Projekte werden zwar schon von der EU und Bundesministerien gefördert, aber eben nur auf Zeit. Eine Verbindlichkeit wäre wünschenswert. Nichtsdestotrotz war der Nachmittag ein Beweis dafür, dass der Grundstein für die Vision bereits gelegt ist. Die JLU macht ihre Schritte auf dem Weg zur Gründungshochschule.