Virtuelles Wasser – Grünes, blaues und graues Wasser
Täglich wird Wasser direkt und sichtbar zum Beispiel beim Kochen oder durch die Klospülung genutzt. Der Konsum beginnt jedoch bei der Produktion oder der Erzeugung von Lebensmitteln und anderen Gütern durch das sogenannte virtuelle Wasser.
Das virtuelle Wasser beschreibt die in den Produkten versteckte Wassermenge, die für die Produktion eingesetzt, verdunstet oder verschmutzt wurde und für uns beim Verbrauch nicht sichtbar ist. Hierbei wurden verschiedene Kategorien entworfen, um das verwendete Wasser zu bewerten.
Als "grünes" Wasser wird das natürlich vorkommende Boden- und Regenwasser beschrieben, da es von den Pflanzen aufgenommen werden und verdunsten kann. Insbesondere landwirtschaftliche Erzeugnisse sind vom grünen Wasser abhängig.[1]
Problematisch ist hier jedoch die unterschiedlich anfallende Niederschlagshöhe, wodurch grünes Wasser nicht überall ausreichend zur Verfügung steht.[2]
"Blaues" Wasser wird dem Grundwasser, aber auch Seen oder Flüssen entnommen und zur Herstellung eines Produktes genutzt. Es wird danach nicht mehr in ein Gewässer zurückgeführt. Übersteigt die Entnahme dann den natürlichen Zufluss, beispielsweise durch Regen, werden die Ökosysteme belastet.[3]
Blaues Wasser wird insbesondere zur künstlichen Bewässerung in der Landwirtschaft benötigt.[4]
Am schwersten fällt jedoch das "graue" Wasser ins Gewicht. Es setzt sich zusammen aus der Wassermenge, die bei der Herstellung von landwirtschaftlichen und industriellen Produkten verunreinigt wurde, sowie der Wassermenge, die nötig wäre, die Gewässerverunreinigungen so weit zu verdünnen, dass das Wasser wieder der Wasserqualitätsnorm des Trinkwassers entspricht. Insbesondere durch den Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln fällt graues Wasser an.[5]
In Spanien sind beispielsweise viele Gewässer durch Pestizide verschmutzt. An 54 % der Messstellen für Oberflächenwasser wird der festgelegte Trinkwassergrenzwert überschritten.[6]
Auch Deutschlands Gewässer leiden unter einer Pestizidbelastung. Bei einem Kleingewässermonitoring wurden 2018/2019 über 100 Gewässerabschnitte in unmittelbarer Nähe zu landwirtschaftlichen Flächen untersucht, wobei jede zweite Wasserprobe die akzeptablen Konzentrationen an Wirkstoffen, die in Pflanzenschutzmitteln eingesetzt werden, überschritt. Somit überschritt in 80 % der untersuchten Bäche in Deutschland die für die Tiere und Pflanzen festgelegten Grenzwerte für Pestizide. Besonders hoch ist die Pestizidbelastung von Kleingewässern dort, wo viele Pestizide auf den umliegenden Äckern eingesetzt werden.[7] Allein im Jahr 2023 wurden rund 75.000 Tonnen Pestizide verkauft, die von Äckern und Feldern durch den Oberflächenabfluss oder Versickerung in die Gewässer gelangen können und damit eine Beeinträchtigung der Wasserqualität hervorrufen können.[8]
Virtueller Wasserfußabdruck
Neben dem direkten, sichtbaren Wasserverbrauch kann auch der virtuelle, also der indirekte Wasserverbrauch ermittelt werden. Als Indikator für die Wassernutzung wird das Konzept des Wasserfußabdrucks herangezogen. Der Wasserfußabdruck ist die gesamte Menge an direkt und indirekt genutztem, virtuellem Süßwasser, welches die Nationen, Unternehmen und Konsument*innen verbrauchen. Hierbei ist zwischen zwei verschiedenen Wasserfußabdrücken zu unterscheiden.
Soll die quantitative Nutzung beschrieben werden, wird der grüne und blaue Wasserfußabdruck (siehe oben) herangezogen. Der graue Wasserfußabdruck hingegen findet Verwendung, wenn Aussagen über den Einfluss der Nutzungen auf die Wasserqualität getroffen werden sollen.[9]
Wer den eigenen Wasserfußabdruck ermitteln möchte, kann dies z. B. mit Hilfe der Wasserampel der Entwicklungsorganisation Weltfriedensdienst e. V. tun.
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[1] Umweltbundesamt. Wasserfußabdruck. Abrufbar unter: https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/wasser-bewirtschaften/wasserfussabdruck#wasserfussabdruck-ein-instrument-zur-bewertung-des-wasserverbrauchs.
[2] Enercity. Virtuelles Wasser: Der versteckte Wasserverbrauch. Abrufbar unter: https://www.enercity.de/magazin/unsere-welt/was-ist-virtuelles-wasser#.
[3] WfW. Wasserfußabdruck. Abrufbar unter: https://wfw.ch/wasserwissen/wasserfussabdruck#/.
[4] Naturfreunde. Grünes, blaues und graues Wasser. Abrufbar unter: https://www.naturfreunde.de/gruenes-blaues-und-graues-wasser.
[5] Enercity. Virtuelles Wasser: Der versteckte Wasserverbrauch. Abrufbar unter: https://www.enercity.de/magazin/unsere-welt/was-ist-virtuelles-wasser#.
[6] Heinrich Böll Stiftung. Wasseratlas 2025. Abrufbar unter: https://www.boell.de/sites/default/files/2025-01/wasseratlas2025.pdf (S. 31).
[7] Umweltbundesamt. Wo gespritzt wird, nehmen Bäche Schaden. Abrufbar unter: https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/wo-gespritzt-wird-nehmen-baeche-schaden.
[8] Heinrich-Böll-Stiftung. Wasserverschmutzung: So ein Dreck!. Abrufbar unter: https://www.boell.de/de/2025/01/08/wasserverschmutzung-so-ein-dreck.
[9] Umweltbundesamt. Wasserfußabdruck. Abrufbar unter: https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/wasser-bewirtschaften/wasserfussabdruck#wasserfussabdruck-ein-instrument-zur-bewertung-des-wasserverbrauchs).