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Erfahrungsbericht Huelva WS2012/13

Huelva googlen vs. Huelva erleben


Gegen Ende des Sommers in Deutschland habe ich meine sieben Sachen gepackt und bin auf ins vielversprechend warme Spanien. Meine Vorfreude als frisch gebackener Erasmusstudent wurde in Huelva komplett übertroffen. Ich bin dankbar für ein Semester voller Freundschaft, Sprachen, Reisen und unzählbaren weitern Erfahrungen im schönen Andalusien.

 

Bei Temperaturen um die 30° hatte ich zuerst für 3 Nächte ein Bett in dem einzigen Hostel in Huelva gebucht (Alberque Inturjoven Huelva). Ich hatte mir vorgenommen in diesen paar Tagen ein schönes WG-Zimmer zu suchen, welche die örtlichen Gegebenheiten vor allem in Bezug auf die Lage am besten vereint. (Uni, Bushaltestelle, Stadtzentrum usw.). Ich hatte eine Liste mit Adressen von Vermietern, welche online bei dem International Office veröffentlich wird. Systematisch habe ich diejenigen Wohnungen ausgesucht welche zwischen den beiden Universitäten lagen, da ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste, Wo und Wann welche Veranstaltung stattfinden würde. Nur mit Spanischen Sprachgrundkenntnissen war jede Besichtigung mit ausschließlich spanisch sprechendem Vermieten eine Herausforderung. Um alle wichtigen Informationen zu erhalten empfehle ich sich selbst eine Checkliste mit Fragen auf Spanisch anzufertigen. So soll versucht werden bösen Überraschungen bei den Nebenkosten/ Internetnutzung/ Nachmietersuche usw. vorzubeugen. Nach nur fünf Besichtigungen entschied ich mich für ein WG Zimmer mit einem englischsprachigen Vermieter und auf halber Strecke zwischen beiden Universitätsstandorten. Die dreier-WG-Wohnung war komplett frei, nett eingerichtet und ich konnte sofort einziehen (15 m² für 210 Euro warm). Meine späteren Mitbewohner kamen aus der Slowakei (Erasmusstudent) und aus Spanien (Krankenschwester Erstsemester). Obwohl ich höchstens 20-30 Laufminuten von allen wichtigen Standorten wie z.B. Stadtzentrum, Universitäten usw. weg gewohnt habe, hat sich ein Fahrrad bezahlt gemacht. Die Uni verleiht die Räder für vier Monate für 20 Euro und 50 Euro Kaution. Es gibt nicht viele Räder, d.h. wer ein Rad will muss sehr schnell am Deportes Pavilion am Campus El Carmen sein. Das Fahrrad ist sehr einfach aber dennoch wurden einige Fahrräder im Laufe des Semesters gestohlen.

 

An der Universität Huelva habe ich fünf Veranstaltungen besucht und habe insgesamt 31 ECTS erreicht. Schon vor der Vorlesungszeit habe ich im September einen drei Wöchigen A1 Intensiv Spanisch Kurs abgeschlossen. Im Semester hab ich ausschließlich englischsprachige Kurse und den A2 Spanisch Sprachkurs besucht. Der A1 Intensivkurs wird nicht von der Universität angeboten, deshalb fällt dieser vorab mit 375 Euro ins Gewicht, der Semesterbegleitende A2 Kurs kostet 40 Euro. Hinzu kommen noch die Kosten für die Lehrbücher. Die Klassen hatten eine Größe von 20 – 25 internationalen Studenten. Beide Spanischlehrerinnen waren freundlich, hilfsbereit und kompetent.

 

Die wirtschaftswissenschaftlichen Fächer Business Communication 2.0, Project Management und Spanish Economy habe ich an der Universität Huelva belegt. Im Vergleich zu Deutschland finden hier, bedingt durch die warmen Sommertage, die Vorlesungen erst am späten Nachmittag oder Abend statt. Das Fach Business Communication 2.0 beinhaltete eine wöchentliche Vorlesung, das Pflegen eines Twitter Accounts, Gruppenarbeit mit abschließender Präsentation und einem kurzen Examen. Viele Informationen gibt der Professor über Facebook an die Studenten weiter. Auch Project Management besteht teilweise aus Vorlesungen durch den Professor aber auch Gruppenarbeit der Studenten mit anschließenden Präsentationen. Der Professor gibt einen Einblick in die wichtigsten Project Management „Skills“ und „Tools“. Insgesamt habe ich in diesem Fach zwei Präsentationen auf Englisch gehalten. Spanish Economy ist durchweg in Gruppenarbeit und Präsentationen aufgeteilt. Dementsprechend wurden die vorgegebenen Bereiche der Spanischen Wirtschaft von den Arbeitsgruppen abgedeckt.

 

Die in Huelva lebenden Spanier reden sehr viel, sehr schnell, sehr andalusisch. Mit meinem Lehrbuchspanisch fiel es mir sehr schwer die Worte aus den Mündern der Einheimischen wiederzuerkennen. Im Andalusischen Akzent werden zu viele Wortsilben einfach verschluckt. Außerhalb der Erasmusgemeinschaft wird selten englisch gesprochen oder verstanden. Die allgemeine Tageseinstellung ist eher gemütlich. Wichtige Besorgungen sollte man immer auf Zeiten außerhalb der Siesta legen. Einen Busfahrplan mit genauen Zeiten gibt es nicht. Nur die Fernbusse fahren pünktlich ab. Einen riesengroßes Lob geht an die Studenten von Huelva, welche sich im ESN (Erasmus Student Network) Programm engagieren. Sie haben viele Tages- und Wochenendtrips organisiert und super Konditionen bei einigen Bars und Clubs in Huelva ausgehandelt. Wöchentlich organisiert ESN eine Mottoparty zu denen meist Erasmusstudenten und Freunde gehen. Ich empfehle jedem sofort nach Ankunft zum International Office zu gehen und eine ESNCard für 5 Euro zu holen. Ich selbst habe an den Trips zu den Minen von Río Tinto, dem Córdoba-Granada Trip und dem Lissabon-Sintra Trip teilgenommen. Desweitern wurden u. a. Städteführungen in Sevilla, Tapastouren, Fahrradtouren, Bootstouren angeboten.

 

Ich habe die Industriestadt Huelva auch ohne historischen Stadtkern und prunkvoller Kathedrale sehr lieb gewonnen. Der große Vorteil ist die Übersichtlichkeit des Zentrums. Als Student konnte ich alle Besorgungen zu Fuß oder mit Fahrrad erledigen. Huelva bietet mit seinen zwei Stränden die optimalen Voraussetzungen für einen langen Sommer. Der Bus zum Strand nach Punta Umbría fährt 20 Minuten. In der Hauptsaison kostet die Fahrt hin und zurück 4 Euro. Die Fahrt zum anderen Strand nach Mazagón dauert 45 Minuten. Desweitern bieten sich Ausflüge an die verhältnismäßig nahegelegenen Strände der Algarve in Portugal an. Kurzum kann ich festhalten: Hat man sich an den ruhigen Lebensstil der Spanier gewöhnt lässt es sich ohne weitere Aufregung in Huelva gut leben. Nur eine kleine Sorge vereinte uns deutsche Erasmusstudenten dann doch – nach einigen Wochen täglichem Weißbrot kam die Sehnsucht nach deutschem Vollkorn Brot. Aber dank bekannten Lebensmittelketten wie Aldi und Lidl und deren breites Brotsortiment genossen wir ein erfreutes, nettes und schönes Auslandssemester in Huelva.