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Erfahrungsbericht Reus/Tarragona WS2013/14

- von Dominik Priemer

 

Vorbereitung

Im Vorfeld des Auslandssemesters gilt es einige organisatorische Dinge zu erledigen. Die Mitarbeiter der Professur Göcke stehen bei der Erledigung der Formalitäten stets mit Rat und Tat zur Seite. Neben den formellen Anforderungen wie dem Learning Agreement, gehört für mich zu einer guten Vorbereitung auch das Erlernen der Sprache, die in dem jeweiligen Land gesprochen wird. Ich besuchte insgesamt drei Sprachkurse die von der JLU angeboten werden. So erreichte ich nach einem halben Jahr lernen das Niveau B1. Empfehlenswert ist allerdings ein höheres Sprachniveau, um schon am Anfang des Semesters an Gesprächen teilnehmen zu können. 

Tarragona liegt ungefähr 100 Kilometer südlich von Barcelona an der Costa Dorada. Die Anreise erfolgt über den Flughafen von Barcelona (El Prat) und von dort aus weiter mit dem Bus der alle 2 Stunden vom Flughafen direkt ins Zentrum Tarragonas fährt oder mit der Bahn, was ich jedoch für nicht empfehlenswert erachte, da die Fahrt länger dauert und durch das Umsteigen in Barcelona und die Beförderung der Koffer schwieriger ist. Eine Alternative bietet der Flughafen in Reus der 15 Kilometer von Tarragona entfernt liegt. Jedoch ist die Weiterreise nach Tarragona schwierig, da die Busse sehr unregelmäßig fahren und die Taxis in und um Tarragona sehr teuer sind (angeblich die teuersten in ganz Spanien).

 

Unterkunft

Vor meiner Ankunft in Tarragona suchte ich nicht nach Wohnungen, da ich aus anderen Erfahrungsberichten erfahren hatte, dass man dies auch bequem vor Ort erledigen kann. Also wohnte ich während der ersten Woche in dem Hostel Casa Nostra. Vor Ort suchte ich dann nach passenden Wohnungen. Es war in der Tat sehr einfach eine Wohnung zu finden, da ein Überangebot an Wohnraum besteht. Man sucht am besten auf der Facebookseite von Erasmus, über eine Agentur oder in Aushängen an der Universität. Auch das International Office in Tarragona bietet Hilfe bei der Wohnungssuche an. Gemeinsam mit einem Marokkaner, den ich im Hostel kennengelernt hatte, fragte ich in einer Agentur nach einer Wohnung und eine Stunde später besichtigten wir gemeinsam mit einem Italiener und einer Argentinierin eine Wohnung für 4 Personen. Da uns die vollausgestattete Wohnung im Zentrum von Tarragona sehr gut gefiel, zogen wir einen Tag später dort ein. Die Miete betrug 600 Euro inklusive Wasser und Heizkosten. Die Heizung haben wir allerdings selbst im Winter nie benutzt. Im Winter kann es jedoch Nachts kalt werden und nicht alle Wohnungen sind mit Heizungen ausgestattet. Neben der Miete kommen noch Kosten für Strom und Internet hinzu. 

Insgesamt sollte man in Tarragona nicht mehr als 200-250 Euro für Miete und Nebenkosten

ausgeben.

Da der Campus für Wirtschaftswissenschaften in Reus liegt, zog ich zu Beginn meines Aufenthaltes in Tarragona auch in Erwägung, eine Wohnung in Reus zu suchen. Jedoch ist die Busverbindung zwischen Reus und Tarragona sehr gut (der Bus fährt alle 15 min und benötigt 15 Minuten) und der Campus liegt etwas außerhalb zwischen Reus und Tarragona, sodass es keinen großen Unterschied macht. Wichtig ist im Vorfeld auch abzuklären, wie lange man die Wohnung oder das WG-Zimmer mietet, damit man nicht am Ende des Auslandssemester Probleme bei der Weitervermietung bekommt.

 

Studium an der Gasthochschule

Die Universität Rovira I Virgili ist ein Zusammenschluss der Universitäten in Reus (Campus Bellisens) und Tarragona (Campus Catalunya, Campus Sescelades). Außerdem befindet sich noch ein Campus in Vila Seca.

Ich belegte 5 Masterkurse im Masterstudiengang „Dirección de Empresas“ am Campus Bellisens in Reus. Dort belegte ich Kurse wie, Marketing, Finanzen, Personalmanagement und Strategie. Gemeinsam mit mir studierten noch 11 andere Studenten in diesem Studiengang. Diese geringe Anzahl lag vor allem an den hohen Kosten für den Studiengang (7200 € für den 1-jährigen Master). In meiner Klasse befanden sich neben 4 Katalanen ausschließlich Studenten aus Südamerika, womit ich der einzige Student war, dessen Muttersprache nicht spanisch war. Dies half mir meine Sprachkenntnisse deutlich zu verbessern. Aufgrund der großen Anzahl an nicht katalanisch sprechenden Studenten war die Unterrichtssprache spanisch, jedoch waren die Vorlesungsfolien unter anderem auch auf Katalanisch und Englisch verfasst. Der Unterricht an der URV ist sehr verschult und man muss häufig Hausaufgaben abgeben und Präsentationen halten. Diese werden benotet und fließen in die Gesamtnote mit ein. In meinem Fall wurde auf Grund der kleinen „Klasse“ auch mündliche Mitarbeit gefordert. Dies stellt vor allem zu Beginn des Semesters ein Problem dar, da man mit sprachlichen Problemen zu kämpfen hat. Die Klausur zum Ende des Semesters fließt meist nur zu ungefähr 40% in die Gesamtnote ein. Der Anspruch bzw. der zu leistende Aufwand ist aufgrund der sprachlichen Schwierigkeiten mit dem in Deutschland zu vergleichen. Jedoch ist der Stoffumfang nicht so hoch wie in Deutschland. Zum Bachelorstudium kann ich sagen, dass auch dort die Anzahl der Studierenden geringer war als in Deutschland. Auch dort waren Präsentationen zu halten und Hausaufgaben abzugeben.

Das Essen in der Mensa ist im Vergleich zu deutschen Mensen sehr teuer. So kostet eine Mahlzeit inklusive Getränk ungefähr 8 Euro. Zur Qualität der Speisen kann ich nichts sagen, da ich nie in der Mensa gegessen habe.

 

Alltag und Freizeit

Zum Alltag in Tarragona ist zu sagen, dass in Katalonien nicht Spanisch sondern Katalanisch gesprochen wird. Vor dem Auslandsaufenthalt habe ich diesen großen Unterschied zwischen Spanisch und Katalanisch unterschätzt. Katalanisch ist eine eigene, dem Spanisch nur wenig ähnliche Sprache. Es ist die fast ausschließlich in der Universität und in öffentlichen Einrichtungen gesprochene Sprache. Es wird auf der Straße gesprochen und alle Beschilderungen sind in katalanischer Sprache. In meiner Freizeit besuchte ich einen 6-wöchigen Katalanischkurs, der dreimal pro Woche stattfand. In meinem Fall war dieser aber weniger nützlich, da meine Vorlesungen allesamt auf Spanisch gehalten wurden. Wer sich allerdings bemüht, katalanisch zu lernen, der wird von den Einheimischen Respekt entgegengebracht bekommen. Die Möglichkeit dazu bekommt man in einem der kostenlosen Katalanischkurse. Tarragona ist eine Stadt mit sehr langer Tradition. Zur Zeit der römischen Besetzung war Tarragona, oder zu dieser Zeit „Tarraco“ genannt, der wichtigste Stützpunkt der Römer. Daher finden sich sehr viele Sehenswürdigkeiten in und um Tarragona, wie zum Beispiel ein Aquädukt, die Kathedrale von Tarragona und das Amphitheater.

In den Sommermonaten bis Ende Oktober kann man seine Freizeit am Strand von Tarragona verbringen. Ausflüge nach Barcelona und in die Nachbarorte Altafulla, Torredembara, Salou und Sitges bieten sich an. Außerdem werden gratis Salsakurse in der Bar „Isla de Mojito“ angeboten, die auch stark von Erasmusstudenten genutzt wurden. In meiner Freizeit bildete ich ein Tandem mit einer Spanierin und verbesserte so schnell meine Sprachkenntnisse. Es fanden außerdem drei Wochenendausflüge nach Madrid und Zaragoza und Valencia statt.

 

Fazit

Nachbesserungsbedarf besteht meiner Meinung nach vor allem an der Information durch die Gasthochschule in Tarragona im Vorfeld des Auslandssemesters. Auf der Homepage der Universität Rovira I Virgili war es mir nicht möglich, wichtige Informationen über die zu belegenden Kurse zu erhalten. Auch auf keine meiner E-Mails, die ich an die Gasthochschule schickte, bekam ich eine Antwort. So füllte ich das Learning Agreement im Vorfeld mit der Gewissheit aus, es vor Ort ändern zu müssen, was dann auch der Fall war und zusätzlichen Aufwand bedeutete. 

Außerdem ist mir negativ aufgefallen, dass in der Umgebung von Barcelona sehr viel gestohlen wird. Vor allem in Barcelona und bei Großveranstaltungen in der Nähe von Barcelona, wie dem Karneval in Sitges, sind meinen Bekannten Handys, Geldbeutel und sogar ganze Rucksäcke gestohlen worden. Vor allem waren dabei Frauen betroffen, denen unbemerkt die Handtaschen geöffnet wurden. Einmal wurde meinem Mitbewohner das Handy aus der Hosentasche gestohlen, während wir durch Barcelona liefen und ein Fremder uns ansprach. Dessen sollte man sich bewusst sein, wenn man in Barcelona unterwegs ist und besonders Annäherungsversuchen von Fremden kritisch gegenüberstehen.

Die beste Erfahrung war für mich einmal im Ausland zu leben, die dort lebenden Menschen, deren Kultur und Lebensweise näher kennenzulernen und weit weg von Freunden und Familie selbst für mich verantwortlich zu sein. Vor allem der Kontakt zu anderen ausländischen Studenten, vor allem aus Europa und Südamerika, unter denen eine sehr freundschaftliche und offene Stimmung herrschte hat mir sehr gut gefallen. Ich habe mit Spanisch eine neue Sprache gelernt und auch Grundkenntnisse in Italienisch erworben, da ich während des Auslandssemesters sehr viel Zeit mit Italienern verbracht habe.