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Erfahrungsbericht Nancy WS2007/08

Der Gießener Wirtschafts-Student Johannes Nau studiert im Wintersemester 2007/08 an der Universität Nancy. Er stellt interessierten Kommilitonen freundlicherweise diese Erfahrungen über sein Auslandssemester zur Verfügung:


Kosten der Lebenshaltung

Die Lebenshaltungskosten sind in Frankreich generell etwas höher als in Deutschland. Besonders Dinge wie Fleisch oder andere Lebensmittel sind merklich teurer. Es gibt jedoch auch dort Discounter wie Aldi und Lidl die ein relativ günstiges Einkaufen ermöglichen. Die Preise für Getränke in Discotheken oder der Preis für einen Kinobesuch sind vergleichbar zu Deutschland. Wenn ihr Essen gehen wollt, müsst ihr jedoch sehr viel tiefer in die Tasche greifen.

Für ein Einzelzimmer im Studentenwohnheim bezahlt man in Nancy zwischen 124-170 Euro. Dazu bekommt jeder Student (egal ob Franzose oder Ausländer) ein Wohngeld vom französischen, das sogenannte „CAF“. Dies beläuft sich auf ca. 1/3 vom Mietpreis.

 

Qualität und Lage der Unterbringung

Ich habe im Studentenwohnheim "Boudonville" gewohnt. Dies ist das älteste Studentenwohnheim in Nancy. In den 9 qm großen Zimmer befindet sich ein Schrank, Regale, ein Schreibtisch, zwei Stühle, ein Bett, ein Bidet und ein Waschbecken mit Spiegel. Ihr solltet auf jeden Fall versuchen ein renoviertes Zimmer zu bekommen, denn die alten Zimmer sind teilweise in einem sehr schlechten Zustand. Des weiteren teilt ihr euch vier Toiletten und zwei Duschen mit 40 Leuten und eine Küche, in der sich nichts befindet außer einem Zweiplattenherd und einem Waschbecken. Internetanschlüsse gibt es nicht auf den Zimmern. Dafür muss man entweder den Informatikraum nutzen (dort befinden sich einige Rechner) oder aber mit seinem Laptop in die Eingangshalle gehen, dort gibt es Wireless-Lan. In dem Wohnheim patrouilliert nach zehn Uhr ein Nachtwächter, der einen sofort ermahnt wenn man etwas lauter ist. Wird man zwei mal ermahnt, bekommt man einen blauen Brief und eine Vorladung zur Direktorin des Wohnheims.

Das Wohnheim „Boudonville“ ist sehr zentral gelegen. Zu Fuß konnte ich alle wichtigen Dinge, wie Fakultät, akademisches Auslandsamt, Stadtzentrum, Supermarkt, Park etc. bequem erreichen. Außerdem ist es sehr günstig, abzüglich „CAF“ habe ich nur 80 € Miete pro Monat bezahlt.

 

Betreuung durch die Hochschule

Das International Relations Office war meine erste Anlaufstelle. Dort bekam ich einen Stadtplan, einen Plan der Universität und weitere wichtige Informationen. Ich wurde herzlich empfangen und alle Angestellten dort waren sehr nett und geduldig.

Zwei Tage nach meiner Ankunft fand ein Willkommenstag für Austauschstudenten, organisiert von der Universität Nancy, statt. Den Besuch dieser Informationsveranstaltung kann ich jedem wärmstens empfehlen. Dort bekommt man weitere wichtige Informationen über den Aufenthalt.

Auch an der Fakultät Wirtschaft-/Rechtswissenschaften gab es speziell für Erasmusstudenten einen Willkommenstag. Dieser richtete sich aber vorrangig an die Jura Studenten. Die Betreuung durch den Erasmus-Koordinator war zufrieden stellend. Er half mir bei der Wahl meiner Kurse und erklärte mir alles Wichtige. Wenn ich Probleme hatte, konnte ich mich auch immer an meine französischen Kommilitonen wenden.


Freizeitangebot/Flair der Stadt

Nancy ist eine sehr bekannte Jugendstil-Stadt. Dies zeigt sich in der allgemeinen Architektur, mit z.B. besonderen Verzierungen der Fassaden oder besondere Formen der Gitter der Balkone. Einen Besuch des Jugendstilmuseums kann ich empfehlen. Außerdem gibt es in Nancy noch diverse andere Museen. Das Aquarium und das Museum für moderne Kunst haben mir sehr gut gefallen.

In der Innenstadt gibt es viele Kneipen und Cafes in denen man z.B. einen französischen Kaffee genießen kann. Am Wochenende laden die zahlreichen Discotheken zum Tanzen ein.

Am besten haben mir der Stadtpark und das UNESCO Kulturerbe der „Place Stanislas“ gefallen. Im Park kann man spazieren gehen oder auf den großen Grünflächen in der Sonne liegen. Dort gibt es auch zahlreiche Basketball- und Fußballplätze, die meistens gut besucht sind.

Die Universität Nancy bietet für die Studenten viele verschiedene Sportkurse (Schwimmen, Basketball, Fitness, Fußball, Handball, etc.) an, die gegen ein einmaliges Entgeld von 20€ genutzt werden können.

Wenn man ein Auto zu Verfügung hat, lohnt sich auf jeden Fall ein Ausflug in die Vogesen. 

  

Qualität der belegten Kurse bzw. Qualität und Art der Lehre

Die Art der Lehre in Frankreich unterscheidet sich stark von der in Deutschland.

Eine Vorlesung dauert 110 Minuten. Der Ablauf ist wie folgt: Der Professor liest einen Text vor und die Studenten schreiben Wort für Wort mit. Es gibt keine Skripte, keine PowerPoint Präsentationen und keine OverheadFolien. Die Vorlesungen sind fast wie Diktate. Mir hat diese Art der Lehre überhaupt nicht gefallen.

Zu jedem Fach gibt es auch eine Übung. Die Übungen sind vergleichbar mit den Übungen in Gießen. Man ist eingeteilt in kleine Gruppen (ca. 20 Leute) und der Übungsleiter löst an der Tafel Aufgaben.

 

Lehrangebot für Sprachkurse der Sprache

Vor Beginn des Semester findet ein kostenloser, dreiwöchiger Intensivsprachkurs -  täglich vier Stunden -  für Erasmusstudenten statt. Leider werden die Studenten nicht nach dem Sprachniveau eingeteilt. Dadurch richtet sich das Niveau eher nach den fortgeschrittenen Studenten. Wir haben während des Sprachkurses verschiedene Ausflüge in Museen gemacht und haben die Stadt kennen gelernt.

Während des Semester wird auch ein Sprachkurs angeboten. Dabei werden die Studenten in Anfänger und Fortgeschrittene eingeteilt. Dieser Sprachkurs findet zwei mal die Woche statt und ist ebenfalls kostenlos.

 

Umfang der notwendigen Kenntnisse der Sprache

Grade zu Beginn des Aufenthalts muss man viele bürokratische Dinge erledigen, daher sollte man auf jeden Fall Grundkenntnisse in französisch haben, da in Frankreich fast niemand Englisch oder Deutsch spricht. Falls man Probleme hat kann man sich jedoch auch an die zahlreichen anderen Erasmusstudenten wenden.

  

Fazit

Ich kann nur jedem empfehlen ein Erasmus-Austauschsemester zu absolvieren. Ich habe nicht nur eine fremde Sprache und Kultur kennen gelernt, sondern auch sehr viele neue Freundschaften geschlossen und habe mich persönlich weiterentwickelt.

Fachlich habe ich nicht sehr profitiert, da es 1. wenig Kurse gab, die ich mir in Gießen hätte anrechnen können lassen und 2. finde ich die Qualität der Lehre nicht so gut wie in Deutschland.