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Erfahrungsbericht Rovaniemi WS2012/13

- von Nina Geis


Vorbereitung

Nachdem ich die Zusage für die ERASMUS Förderung von meiner Universität erhalten hatte, habe ich mich online an der Universität in Rovaniemi beworben und ein kurzes Motivationsschreiben (in Englischer Sprache), ein Transcript of Records sowie das Learning Agreement in Dateiform versandt. Einige Wochen später habe ich dann die Zusage für den Studienplatz sowie ein Formular per E-Mail erhalten. Das Formular, welches die Annahme des Studienplatzes darstellte, habe ich dann ausgefüllt und als Scann zurückgesandt.

Mit der E-Mail von der Universität, sowie auch einige Tage später per Post, habe ich zahlreiche Informationen über das Leben in Rovaniemi, das Studieren an der Universität sowie Formalitäten die zu berücksichtigen waren erhalten.

Die Universität hat Tutoren organisiert, die jeweils eine kleine Gruppe Studenten (ca. 5 Personen) betreuten und ihnen den Anfang in Rovaniemi erleichtern sollten. Von dem Tutor erhielt man z.B. in den meisten Fällen den Schlüssel für seine Wohnung und er bzw. sie stand mit Rat und Tat zur Seite (z.B. Internet, Second-Hand Shop, Bankkonto).

Darüber hinaus fanden in der ersten Woche zahlreiche Informationsveranstaltungen (Kurse belegen, EDV Systeme, Bibliothek Schulung usw.) statt, die einem den Start in das Studentenleben an der Universität in Rovaniemi sehr einfach gemacht haben.


Unterkunft

Es gibt in Rovaniemi die Möglichkeit von dem Unternehmen „DAS“ eine Unterkunft in einem Studentenwohnheim zu mieten. Die Bewerbung erfolgt online und der Mietvertrag wird kurz vor dem Studienaufenthalt per E-Mail zugesandt. Der Ablauf war recht unkompliziert. Es gibt sowohl private Apartments, d.h. Küche, Bad und Schlafzimmer (ca. 20 qm) für eine Person als auch geteilte Wohnungen. Hier gab es verschiedene Möglichkeiten, von einer Wohnung mit 2 Schlafräumen und 2 Personen bis zu einer Wohnung mit 3 Schlafräumen und 6 Personen (gleich geschlechtlich). Es kann also durchaus passieren, dass man sein Schlafzimmer mit einer weiteren Person und Küche bzw. Bad mit 5 anderen Personen teilen muss, selbst wenn man sich für etwas anderes beworben hat. Grund hierfür ist die hohe Nachfrage und eine Wohnung von privat zu mieten ist sehr teuer, daher empfiehlt es sich zu nehmen, was man von DAS angeboten bekommt.

Es gibt möblierte Wohnungen inkl. Küche, jedoch muss man jegliche Küchenutensilien sowie Bettwäsche usw. selbst organisieren, hierzu stehen einem jedoch zahlreiche Second-Hand Shops in der Stadt zur Verfügung. Die möblierten Wohnungen befinden sich alle am Stadtrand, ca. 2-3 km von der Universität bzw. Stadtmitte entfernt, jedoch kann man beides sowohl mit Bus und Rad gut erreichen (wobei Rad dem Bus vorzuziehen ist). Gebrauchte Fahrräder kann man auch in der Stadt erwerben, bekommt jedoch am Ende nur ca. den halben Preis wieder zurück.

In den möblierten Wohnungen wohnen fast ausschließlich internationale und kaum finnische Studenten. Dies führt leider dazu, dass der Kontakt zu Finnen schwieriger herzustellen war und es nachts auch oft laut war (Partylärm).

Es gab für ca. 250 Leute zwei Waschmaschinen mit Waschlisten, was nicht immer reibungslos ablief, jedoch hatte ich keine großen Schwierigkeiten immer meine Wäsche zu waschen. Des Weiteren gibt es Saunen in den Gebäuden im Keller und man kann entweder zu öffentlichen Damen- bzw. Herrensaunagängen dorthin oder für rund 7 Euro pro Monat sich die Sauna für 45 Minuten pro Woche privat reservieren (und finnische Kultur genießen).

Die Mietpreise sind vertretbar, ich selbst habe für ein Single Apartment und ca. 20 qm rund 230€ pro Monat bezahlt. Das Apartment war sauber, recht geräumig und die Küche mit großem Kühlschrank und Herd mit Backofen ausgestattet.

 

Studium an der Universität Lappland

Leider ist das Angebot an Mastermodulen im Bereich Wirtschaft in Englischer Sprache sehr begrenzt ausgefallen. Im Wintersemester gab es ein 6cp Modul „Corporate Social Responsibility“, welches auch sehr empfehlenswert ist und ein 7cp Modul „Strategy for Tourism“, welches ich nur bedingt weiterempfehlen kann, nämlich wenn man Vorkenntnisse in Tourismus hat.

Daher habe ich einige Sprachkurse belegt und sehr positiv anzumerken ist, dass alle Sprachkurse von Muttersprachlern gehalten werden. Ich habe drei Spanisch-Grundkurse belegt, die sehr zeitintensiv waren und zwei Englisch Kurse. Sehr empfehlenswert ist ein English Writing Kurs, denn dieser hat für die schriftlichen Ausarbeitungen in anderen Modulen doch sehr geholfen. Das Angebot an Sprachkursen ist recht breit, jedoch lassen sich meistens zahlreiche Überschneidungen nicht vermeiden, was die Studienplanung doch erheblich erschwert.

Die Organisation an der Universität ist sehr gut und die Hochschule sehr modern. Man kann sogar kostenlos scannen und drucken, man muss nur sein eigens Papier mitbringen. Darüber hinaus sind mehrere PC-Räume vorhanden und viele Arbeitsplätze in der Bibliothek.

Die Mensa bietet verschiedene Hauptgerichte inkl. Salatteller vom Buffet und ein Getränk für 2,60€ an (für diesen reduzierten Betrag muss man jedoch so etwas wie einen Semesterbeitrag entrichten, welcher in Finnland für internationale Studenten auf freiwilliger Basis geleistet wird).


Alltag und Freizeit

Ich war fast jeden Tag unter der Woche für Vorlesungen an der Universität und habe auch oft in der Mensa gegessen. Für die Freizeitgestaltung bietet sich viel, man kann z.B. einen sog. Sport Pass erwerben (ca. 25€ für ein Semester) und damit Aerobic-Kurse, Fitness-Studios oder auch Ballsportgruppen kostenfrei besuchen oder einen reduzierten Eintritt im Schwimmbad erhalten.

Darüber hinaus gibt es ein „Finnish Friend Program“, das sehr zu empfehlen ist. Hier werden internationale Studenten an einheimische Leute mit dem Ziel vermittelt, das man die jeweiligen Kulturen besser kennenlernt. Man kann hier als „Partner“ sowohl einen Student, als auch eine ältere alleinstehende Person oder sogar eine ganze Familie bekommen. Da man jedoch im Alltag häufig nicht allzu viel Kontakt zu Finnen hat (vor allem wegen der Wohnsituation), ist dies eine tolle Gelegenheit um einen tieferen Einblick in die finnische Kultur zu erhalten. Außerdem werden organisierte mehrtägige Ausflüge beispielsweise nach Stockholm oder St. Petersburg angeboten.

Wenn man in „Kuntotie“ wohnt (möblierte Studentenwohnungen von DAS), dann lebt man am Stadtrand, direkt am Fuß vom „Hausberg“ Ounasvaara, hier gibt es sowohl ein Sportzentrum, als auch Skipisten mit Liften, eine Eis-Hockey-Halle, Ski-Sprungschanzen und zahlreiche (Winter-) Wanderwege sowie Feuerstellen. Dem Outdoor-Fan sind also keine Grenzen gesetzt.

Ein Besuch beim nahe gelegenen Weihnachtsmannsdorf gehört natürlich auch zum Pflichtprogramm. Außerdem gibt es ca. 100 km entfernt einen Zoo mit arktischen Tieren und über das arktische Leben informiert das in Rovaniemi ansässige Arktikum.

Abschließend bleibt nur zu sagen, dass es einem bei der multi-kulturellen Wohnsituation im Studentenwohnheim bestimmt nicht langweilig wird.

 

Fazit

Mein Ziel war es ins Ausland zu gehen, um meine Englisch Sprachkenntnisse zu verbessern und eine einmalige Erfahrung zu machen.

Dies ist mir in Rovaniemi auch gelungen, das internationale Miteinander im Studentenwohnheim (Studierende aus den USA, Kanada, Argentinien, Mexiko, Brasilien, Australien, Japan, China, Korea, Nepal usw. und natürlich auch Europa) haben zahlreich Gelegenheit geboten Englisch zu sprechen und die Veranstaltungen an der Universität haben auch geholfen Sprach-, Präsentations- und Schreibfähigkeiten in Englisch zu entwickeln. Finnisch habe ich kaum gelernt, man kann sich bestens im Alltag auf Englisch verständigen.

Rovaniemi ist ein Ort, der darüber hinaus Gelegenheit bietet, eine einmalige Erfahrung zu erleben: Polarnacht mit bis zu -22°, Polarlichter und Natur Pur. Ich habe viele nette Leute kennengelernt und viel über andere Kulturen gelernt.

Leider hat das Leben im Studentenwohnheim auch seine negativen Seiten, denn es wurde natürlich auch oft Party gefeiert und da war es oftmals in der Nacht sehr laut. Wenn man also am nächsten Tag eine Prüfung hat und den Schlaf nötig hat, sollte man evtl. Ohrstöpsel benutzen.