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Erfahrungsbericht Izmir WS2013/14 #2

- von Magdalena Kipper

 

Vorbereitung

Informiert habe ich mich über ein ERASMUS Auslandssemester über die Homepage meines Fachbereichs und mir überlegt in welches Land ich gerne gehen würde. Das Bewerbungsverfahren ist sehr einfach, da man nur seine Präferenzliste angeben muss und ein FlexNow Auszug. Dies war im November.

Eine Zusage über den Studienplatz im Ausland erhielt ich sehr zügig. Schon Anfang Februar wurde es bekannt gegeben was ich sehr gut fand.

Als ich erfahren habe, dass ich in die Türkei gehe, habe ich mich informiert ob man im Sommersemester an der JLU Türkisch Kurse belegen kann um zumindest ein bisschen die Sprache im vor hinein zu erlernen. Da die Nachfrage sehr groß war und ich über das Losverfahren nicht in den Sprachkurs reingekommen bin war ich erst einmal verzweifelt. Als ich dann aber eine Mail an das Forum für Sprachen geschrieben habe, dass ich ins Ausland gehen werde wurde ich sofort auf die Kursliste gesetzt und das Problem war gelöst.

Die offizielle Bewerbung für die Ege Universität in Izmir musste dann bis zum 1.Juli eingereicht sein. Hierfür musste einiges schon fertig sein. Unter anderem eine abgeschlossene Auslandskrankenversicherung und vor allen Dingen das Learning Agreement. Das Problem war hier, dass die Internetseite noch nicht aktualisiert war und ich somit nur ungefähr wusste welche Kurse wirklich angeboten werden. Aber im Endeffekt vor Ort in Izmir hat sich mein komplettes Learning Agreement nochmal geändert und deshalb war es fast egal was auf meinem ursprünglichen aus Deutschland stand. Das wichtigste ist das was man vor Ort ausfüllt und abgibt.

Was etwas anstrengend wurde war die Tatsache, dass man ja ein Visum für die Türkei braucht wenn man länger als drei Monate dort ist. Da die offizielle Zusage, die man braucht um das Visum zu beantragen, erst Anfang August kam, hatte ich noch knappe vier Wochen Zeit das Visum zu beantragen. Wenn man persönlich hinfahren kann bekommt man das entweder sofort oder innerhalb von einer Woche.  Deshalb war noch genügend Zeit aber ich hatte im Vorfeld was von vier Wochen Bearbeitungszeit gehört und das wäre dann sehr knapp geworden.

 

Unterkunft

Bei der Ege Universität kann man bei seiner Bewerbung schon angeben ob man eine Unterkunft, also im Studentenwohnheim, braucht. Ich habe dies getan und meine ERASMUS Zeit im Studentenwohnheim gewohnt.

Das Studentenwohnheim hat ein paar Regeln, dass für ERASMUS Studenten aber gelockert sind. Zum Beispiel gibt es Ausgangssperren für die türkischen Studenten aber als ERASMUS Student betrifft es einen nicht. Aber es gibt Frauen- und Männerwohnheime innerhalb des Studentenwohnheims. Das heißt auch, dass kein Mann in das Frauenwohnheim hinein darf. Auch darf man zum Beispiel keinen Besuch über Nacht da haben. Das ist etwas doof, vor allen Dingen wenn man Besuch aus Deutschland bekommt. Aber sonst hat man im Studentenwohnheim alles was man braucht. Eingerichtetes Zimmer mit Bett, Schrank, Schreibtisch, Kühlschrank und eigenem Bad, Gemeinschaftsküche und auch Waschmaschinen im Keller in denen man für wenig Geld waschen kann.

Das einzige schwierige ist, dass die Hausdame von meinem Haus kein Englisch konnte. Deshalb waren am Anfang Hände und Füße von Nöten. Später hatte ich zwei Deutsch-Türkinnen kennengelernt die mir dann bei organisatorischen Sachen helfen konnten.

 

Studium an der Gasthochschule

Am Anfang war alles sehr verwirrend und gefühlt unkoordiniert. Als erstes haben wir festgestellt, dass viele Kurse die wir in unseren Learning Agreements angegeben haben, gar nicht statt finden werden. Dann hieß es, dass aber ein paar Kurs „neu eröffnet“ werden können, wenn es genügend ERASMUS Studierende gibt.

Da aber nach zwei Wochen Universität schon wieder eine Woche frei war, weil Feiertag in der Türkei war, haben sich die ganzen Änderungen bis Ende Oktober hingezogen.

Was aber sehr gut war, dass alle Kurse die uns am Anfang des Semesters versprochen wurden, dass diese aufgemacht werden wurden auch wirklich aufgemacht. Es hat zwar bisschen gedauert aber es hat funktioniert.

Was an der Ege Universität am Fachbereich Wirtschaft auch sehr gut ist, dass sie an ERASMUS Studenten gewöhnt sind und sich auch deren Präsenz bewusst sind. Das heißt auch, dass die Professoren auf die Studenten eingehen.

Ein Kurs von mir hat zum Beispiel nur über wöchentliche Hausarbeiten stattgefunden, weil die Professorin keine Zeit hatte eine Vorlesung zu halten. Trotzdem hat sie uns ERASMUS Studenten die Möglichkeit gegeben ihren Kurs zu besuchen.

Für mich war eine Umstellung, dass die Vorlesungsgröße eher einer Schulklasse geähnelt hat und nicht wie bei uns in Deutschland man mit 300 Leuten in einem Raum sitzt. Dadurch war bei mir die Aufmerksamkeit viel mehr da, da der Professor auch die ERASMUS Studenten genau kannte und es kein so anonymes Verhältnis war wie in Deutschland.

 

Alltag und Freizeit

Was sehr gut war, ist dass die Lebenshaltungskosten viel geringer sind als in Deutschland. Dies hatte auch zur Folge, dass wir in Izmir viel öfters essen gegangen sind als in Deutschland weil man einfach ein Hauptgericht mit Getränk für an die fünf Euro bekommen konnte.

In der Türkei wurde viel über Facebook geregelt. Das heißt irgendwelche Partys oder Ausflüge wurden alle über Facebook bekanntgegeben und organisiert.

Mein Stundenplan war von der Universität nicht so voll, das heißt man hatte genügend Zeit Izmir und die Umgebung darum zu erkunden.

Da Mitte Oktober Bayram Ferien waren in der Türkei, hatten wir eine Woche Ferien wo wir nach Istanbul gereist sind. Ende Oktober war dann türkischer Nationalfeiertag wo wir wieder Zeit hatten zum Reisen. Dieses Mal ging es ans Mittelmeer in dem man auch Ende Oktober noch gut baden kann. Auf unseren Reisen haben wir definitiv festgestellt wie groß die Türkei ist und einfach wunderschön.

 

Fazit

Das einzige was ich als nicht so einfach empfunden hab während meiner ERASMUS Zeit war die erste Woche. Diese war gefüllt von Papierkram und Behördengängen, fremde Sprache, fremde Stadt, nur Englisch reden. Aber als dies alles erledigt war, konnte ich mich über nichts beklagen und diese erste Woche mit ihren Anstrengungen war auch sehr schnell vergessen.

Was mir sehr gut gefallen hat ist, dass die Ege Universität ein Mentoren Programm ins Leben gerufen hat. Das heißt jedem ist ein türkischer Student zugeteilt, der einen zum Beispiel vom Flughafen abholte oder der auch einem mit den Behördengängen half. Dies war sehr hilfreich, denn in Izmir kann man nicht davon ausgehen, dass Englisch verstanden wird. Durch dieses Mentoren System hatte man auch Kontakt zu Türken und nicht nur zu teilnehmenden ERASMUS Studenten. Dies hat auf jeden Fall auch dazu beigetragen, dass man die türkische Kultur, auf ihre verschiedenste Arten kennen lernen konnte.

Izmir ist auf jeden Fall eine super, offene Stadt. Man sieht hier kaum Frauen mit Kopftüchern auf der Straße. Ich habe mich in Izmir sehr wohl gefühlt. Da es eben eine moderne Stadt ist. Auf unseren Reisen waren wir auch in Städten, die sehr religiös waren und man fast nur Männer auf der Straße gesehen hat. Ich habe mich nie unwohl gefühlt aber man wurde doch mehr angeschaut. Deshalb habe ich Izmir auch sehr gemocht. Izmir ist mit seinen dreieinhalb Millionen Einwohnern auch keine kleine Stadt aber im Gegensatz zu Istanbul viel überschaubarer und vor allen Dingen nicht so touristisch.

Ich würde jedem empfehlen in die Türkei zu gehen. Es ist ein wunderschönes Land mit sehr hilfsbereiten und netten Leuten. Es ist einfach was anderes wie in Spanien oder Frankreich, die unserem Essen, Kultur und Religion sehr ähnlich sind.

Die Türkei hat mich persönlich sehr weiter gebracht und ich würde dieses Auslandssemester nicht missen wollen. Definitiv wird die Türkei immer eines meiner Lieblingsländer sein und ich werde auf jeden Fall wieder dorthin reisen.