Inhaltspezifische Aktionen

Erfahrungsbericht Paris WS2014/15

Erasmus: Erfahrungsbericht Paris X WS14/15

Ich verbrachte mein Auslandssemester von Ende August 2014 bis Ende Januar 2015 an der Université Paris Ouest Nanterre La Defense. Ich hoffe, dass mein Erfahrungsbericht einen adäquaten Überblick für zukünftige Erasmus-Studenten geben kann.

 

Vorbereitung

Die Bewerbung für die Partneruniversität verlief einfach und ohne Probleme online auf deren Website. Uns wurde per E-mail ein Link zugeschickt, der uns direkt zum Bewerbungsportal leitete. Schwieriger war es ein Kursprogramm für das vorläufige Learning Agreement zu erstellen. Die doch sehr unübersichtliche Webpräsenz der Partneruniversität lieferte nur wenige Informationen, die wir hätten nutzen können. Nach langen Recherchen und einem intensiven E-mail Austausch mit den Koordinatoren, waren wir dann endlich in der Lage unser Learning Agreement mit unseren gewählten Kursen abzugeben. Die restliche Planung und Organisation (vor meiner Ankunft) verlief jedoch ohne Probleme. Uns wurde eine Liste zugesandt mit allen Unterlagen die wir für die ersten Tage brauchen und brauchen könnten mit weiteren Informationen, die für uns von Bedeutung hätten sein können.


Unterkunft

Die Wohnungssuche war in der Vorbereitungszeit meine größte Sorge. Ich hörte von vielen Kommilitonen, die auch in Paris gewesen waren, dass es viel Zeit und Nerven kostet ein Zimmer in Paris zu einem “angemessenen” Preis zu finden. Mieten für ein 15 Quadratmeter Zimmer in der Stadt beginnen dort in der Regel bei 600€. Ich entschied mich dafür, etwas außerhalb von Paris in der Nähe der Universität zu wohnen. Das hat den Vorteil, dass die Mieten geringfügig niedriger sind, dass es signifikant ruhiger ist und, dass die Wohnungen in der Regel besser ausgestattet sind. Zu den Nachteilen komme ich später. Mein Zimmer fand ich über chambrealouer.com, was mit wg-gesucht.de vergleichbar ist. Ich musste auch keinen Vertrag unterschreiben, sondern habe lediglich die Kaution bezahlt und dafür den Schlüssel bekommen. Da ich vor meiner Anreise häufig mit meiner Vermieterin geschrieben habe und wir auch zusammen ihre Hausordnung durchgegangen sind, war das für mich akzeptabel. Bei anderen Menschen hätte ich eventuell bedenken gehabt. Zusammengefasst ist die Wohnungssuche in Paris Glückssache. Ich habe niemanden getroffen, der keine Wohnung bekommen hat. Es gab in unserer Gruppe aber Studierende die mit ihrer Wohnung sehr unzufrieden waren, Mein Tipp: Die Suche frühzeitig planen, Vor- und Nachteile gut abwägen und auch bereit sein dafür zu investieren (chambrealour ist gebührenpflichtig, wenn man es richtig nutzen will).


Studium an der Gasthochschule

Das Studium an der Gasthochschule unterschied sich immens von meiner Heimatuniversität. Besonders die ersten Wochen waren durch zahlreiche unnötige organisatorische Abläufe gekennzeichnet. Da so etwas wie eine funktionierende Onlineplattform, wie z.B. StudIP, nur bedingt vorhanden war, bedeutete das für uns Auslandsstudenten, eine langwierige und vertiefte Auseinandersetzung mit der französischen Bürokratie. Besonders bei der Anmeldung zu den Sprachkursen mussten wir stundenlange Wartezeiten in Kauf nehmen. Das erscheint auf den ersten Blick frustrierend, hat aber den Vorteil, dass man während dieser Wartezeit mit anderen Studenten ins Gespräch kommen kann. Ich besuchte während meines Aufenthaltes die gleichen Vorlesungen wie die französischen Studenten. Die Vorlesungen waren dadurch geprägt, dass sie sehr theoretisch waren und in der Regel ohne technische Hilfsmittel geführt wurden. Es wurden keine Skripte ausgehändigt, weswegen die Vorbereitung auf die Stunden praktisch nicht möglich war. Entweder schrieben die Professoren 2 Stunden lang Formeln an die Tafel, die man abschreiben konnte, oder sie standen vor den Studenten und redeten, während der ganze Saal versuchte jeden wichtigen Satz mitzuschreiben. In diesem Fall gibt es für den Auslandsstudenten mit begrenzten Französischwortschatz 2 Möglichkeiten: Entweder er nimmt die Vorlesung auf und arbeitet es nach oder er fragt die französischen Kommilitonen ob man sich die Mitschriften ausborgen kann. In der Regel sind diese sehr hilfsbereit und machen das. Die Übungen waren mit denen in Deutschland vergleichbar. Man rechnete und besprach Aufgaben zusammen in kleineren Gruppen. Hier ist jedoch anzumerken, dass wir eigentlich diese Übungen nicht hätten besuchen dürfen, da diese aus mir unerklärlichen Gründen nur für die französischen Studenten waren. Die Übungsleiter waren meist aber auch Studenten, die kein Problem hatten, dass wir ebenfalls teilnehmen. Es gab, wie vorhin erwähnt, eine große Auswahl an französisch Sprachkursen, die man besuchen konnte. Der Unterricht war interessant und interaktiv gestaltet. Es gab jede Woche Hausaufgaben und Präsentationen die man vorbereiten, abgeben bzw. halten musste. Es wurde beispielsweise debattiert oder über aktuelle Themen in der französischen Presse gesprochen. Mein Französisch hat sich durch die Kurse, die ich dort besucht habe schriftlich und mündlich deutlich verbessert. Ich kann es jedem der diese Hochschule besuchen möchte nur empfehlen sich dafür anzumelden.

 

Alltag und Freizeit

Das Pariser Freizeitangebot zu beschreiben würde den Rahmen dieses Erfahrungsberichts sprengen. Es ist für Auslandsstudenten empfehlenswert, sich den einzelnen studentischen Erasmusgruppen, wie z.B. EIAP oder Nanterasmus anzuschließen. Das sind französische Studenten, die den Gaststudenten eine große Auswahl an Freizeitaktivitäten anbieten. Man trifft sich zum gemeinsamen Picknick mit 100 anderen Leuten, man besucht Museen zusammen oder besichtigt gemeinsam die Stadt, man geht zusammen feiern oder man schaut gemeinsam französische Filme und diskutiert anschließend darüber. Paris ist eine Metropole die kulturell und kulinarisch alles zu bieten hat wofür man sich interessiert. Sogar noch nach vier Monaten entdeckte ich bei meinen Stadtbesichtigungen neue und interessante Orte oder Restaurants mit den ungewöhnlichsten Speisen. Durch diese unvorstellbare Vielfältigkeit ist dem Gaststudenten in Paris in der Regel nicht langweilig, weswegen von einem Alltag keine Rede sein kann. Die Grenzen dieser unterschiedlichsten Möglichkeiten sind die Zeiten zu denen die Metros und Busse in Paris fahren, wo ich auch gleich zu den Nachteilen komme, die zwangsläufig dadurch entstehen, wenn man außerhalb wohnt. Der Metro-Verkehr geht nur bis 1 Uhr nachts und beginnt erst wieder um halb 6 in der Früh. Dazwischen kann man einen Nachtbus nehmen, was ich nicht empfehlen kann, oder ein Taxi, was mit hohen Kosten verbunden ist. Generell ist Paris teuer. Wenn man sich überlegt in dieser Stadt sein Auslandssemester zu verbringen, dann sollte man sich im Klaren sein, dass das mit hohen Kosten verbunden ist. Die Preise für Getränke, Speisen, Clubeintritt oder Museumsbesuche sind teilweise doppelt so hoch, wie in Deutschland.


Fazit

Die beste Erfahrung, die ich in Paris gesammelt habe, waren die Freundschaften, die ich mit den anderen Studenten geschlossen habe. Während meines Aufenthaltes lernte ich nicht nur Neues über die französische Kultur, sondern lernte auch zahlreiche Menschen aus anderen Ländern kennen. Durch diesen Austausch mit den französischen Studenten und den Gaststudenten sind Freundschaften entstanden, die ich nicht mehr missen möchte. Meine schlechtesten Erfahrungen waren die trockenen Vorlesungen und die doch sehr gewöhnungsbedürftige Bürokratie der Gastuniversität. Ich kann nur betonen, dass für das Studium an dieser Hochschule fortgeschrittene Französischkenntnisse unabdingbar sind und das man in den ersten Wochen stundenlang in Warteschlangen stehen muss. Jedoch überwiegen meine positiven Erfahrungen die Negativen bei Weitem. Mein Auslandssemester in Paris war aufregend, herausfordernd und bereichernd. Ich kann es jedem nur empfehlen.