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Erfahrungsberichte Reus/Tarragona WS2007/08

Erfahrungsbericht #1


Der Gießener BWL-Student Mark Mayer studiert im Wintersemester 2007/08 an der Universitat Rovira i Virgili in Reus/Tarragona. Erstellt interessierten Kommilitonen freundlicherweise diese Erfahrungen über sein Auslandssemester zur Verfügung: 

 

Der Start in Spanien

Mitte August 2007 bin ich – ohne große Sprachkenntnisse – in mein Auslandssemester nach Tarragona aufgebrochen. Mit ein bisschen Hilfe habe ich auch sehr schnell ein Zimmer gefunden und lebe seitdem mit 9 Männern aus 8 verschiedenen Nationen unter einem Dach.
Nachdem ich dann noch 2 Wochen Intensivsprachkurs an der Costa Brava gemacht hatte (sehr zu empfehlen), ging dann Anfang September endgültig mein Erasmusaufenthalt in Tarragona mit einer Einführungswoche los! 
Ich war in einer Gruppe mit 2 Französinnen und einer Italienerin. Diese konnten kaum Englisch, ich kaum Spanisch! In diesem Moment kam das erste mal das „Erasmusfeeling“ auf! Die Tatsache, dass wir uns nur sehr schwer verständigen konnten, war nämlich scheißegal. Nach zahlreichen Parties am Strand und am Hafen Tarragonas fing dann auch irgendwann die Uni an.


Die Stadt

Tarragona?! Kannte vorher eigentlich niemand aus meinem Bekanntenkreis! Tarragona ist eine alte römische Siedlung, mit einer tollen Altstadt, direkt an der Küste gelegen mit vielen tollen Stränden und guten Möglichkeiten zum Ausgehen! Hier wohnen ca. 130.000 Menschen. In einer Stunde ist man mit dem Zug, welcher sehr günstig ist, in Barcelona. In der Umgebung gibt es einige Touristenhochburgen (u.a. Salou), aber auch zahlreiche schöne Dörfer, die einen Besuch wert sind. Mitte September findet in Tarragona alljährlich das „Santa Tecla“ statt. Ein zehntägiges Stadtfest mit täglichen Kulturveranstaltungen, Livekonzerten und natürlich Parties!

 

Uni

Vor den ersten Veranstaltungen sind wir jeweils zu den Professoren gegangen, haben uns vorgestellt und gefragt, ob diese die Veranstaltungen auf Spanisch halten können statt auf Katalanisch! Das war (zumindest in meinem Fall) auch nie ein Problem. In den Kursen muss man meistens mitarbeiten, Fallstudien bearbeiten und Präsentationen halten, so dass ich das erste Mal nach 4 Wochen Uni vor meinem Perso-Kurs stand und eine Präsentation auf Spanisch gehalten habe. Trotz weiterhin kaum Sprachkenntnissen, lief das aber relativ gut!
Zur Uni ist weiterhin zu sagen, dass (fast) alle Profs sehr nett und hilfsbereit sind. Es ist kein Problem, wenn man mal eine Arbeit eine Woche später abgibt oder bei einem Zwischentest nicht teilnehmen kann, weil man gerade nicht im Lande ist...

 

Sprache

„Da sprechen die doch nur Katalanisch?!“ Das mit dem Katalanisch ist kein Problem. Grundsätzlich ist das hier zwar die Sprache Nummer 1, aber jeder spricht auch Spanisch, mit uns Ausländern sowieso.
Ohne Spanischkenntnisse fiel es mir am Anfang schwerer, einheimische bzw. Nicht-Englischsprechende Leute kennenzulernen. Mit der Zeit hatte sich das dann auch geändert.

 

Betreuung 

Von der offiziellen Seite wird man sowohl im Erasmusbüro als auch an den jeweiligen Fachbereichen sehr gut von seinen Koordinatoren unterstützt. Ob bei Fragen zu Wohnungsfindung, Kurswahl oder zum Sportangebot. Es wird sich Zeit genommen.
Zudem gibt es ordentliche Angebote für Katalanisch- und Spanisch-Kurse. Von Zeit zu Zeit wird ein Trip in die Umgebung oder auch in entferntere Gefilde angeboten (Baskenland, Zaragossa, Girona).

 

Land und Leute 

Die spanische Tranquilidad ist gerade für uns Deutsche sehr gewöhnungsbedürftig. Grundsätzlich wird gewartet, eine Stunde Verspätung ist normal. Die Spanier unterhalten sich stundenlang bei einem Kaffee in der Cafete mit Dir, obwohl Du nur die Hälfte verstehst. Man bekommt immer eine Antwort auf seine Fragen (ob falsch oder richtig).

Das Essen ist hier sehr wichtig und auch gut. Hier wird sich nicht soviel Stress gemacht, wie bei uns, was die Lebensqualität deutlich steigert. Allerdings hat das auch den Nachteil, dass auch in der Arbeitswelt alles sehr langsam und schwerfällig von statten geht! Dinge werden lieber im persönlichen Gespräch geregelt, als mit einem kurzen Telefonat oder einer Email.

 

Andere Erasmusstudenten

Franzosen, Italiener, Engländer, Türken usw. Die Liste der Leute aus anderen Ländern, die man hier kennenlernt ist lang. Und das ist in meinen Augen das beste an dem Aufenthalt. Mit diesen Leuten teilt man vom ersten Tag an alle neuen Erfahrungen, die man macht. Das verbindet natürlich, so dass enge Freundschaften entstehen. Zudem hat man nach einem (halben) Jahr ein Netzwerk von Freunden und Bekannten auf der ganzen Welt.

 

Fazit 

Aus einem Semester anfangs wurde ein ganzes Jahr, was zeigt, wie gut mir hier Land, Leute und Leben gefallen. Zudem habe ich über die Uni die Möglichkeit bekommen neben den Vorlesungen noch ein Praktikum in einer großen, hier ansässigen, amerikanischen Firma zu absolvieren.
Sicherlich wird der Aufenthalt hier meine Studiendauer um mindestens ein Semester verlängern, aber das ist es definitiv wert! Einen Aufenthalt in Tarragona kann ich sehr empfehlen.

 

 


 

Erfahrungsbericht #2

 

von Mark Mayer

 

Kosten der Lebenshaltung

Das Leben in der Residenz Casa Nostra kostete ungefähr 550€ im Monat (inkl. Waschen, Putzen, und 2 warme sowie eine kalte Mahlzeit täglich ausgeschlossen Sonntag). Zudem kamen nochmals 100-200€ für Einkäufe etc. im Monat dazu.

 

Lage und Qualität der Unterbringung

Casa Nostra liegt im Zentrum von Tarragona. Casa Nostra setzt sich aus einer Hauptwohnung und mehreren Apartments zusammen. Die Apartments werden meist von 4 Personen gemeinsam bewohnt und setzen sich aus 2 Bädern, einer Küche, einem Wohnraum sowie 4 Zimmern zusammen. Knackpunkte bei den Apartments sind, dass man die Küche nicht nutzen kann, kein Internet sowie keine Zimmerschlüssel vorhanden sind. In der Hauptwohnung trifft man sich zum Essen. Zudem gibt es dort einen Computerraum, den man zu bestimmten Uhrzeiten nutzen kann. In Casa Nostra leben um die 40 Personen, die meisten davon sind spanische Studenten. Durch das herzliche Miteinander fühlt man sich recht schnell im Casa Nostra zu Hause.

 

Betreuung durch die Gasthochschule:

Die Gasthochschule hat sich um eine gute Betreuung bemüht. Die Betreuung vor Ort war ziemlich chaotisch und in meinen Augen auch nicht ausreichend. So bekam ich trotz Studienbeginn Anfang September meinen Studentenausweis sowie meine Studentendaten, die man benötigt um auf Unterrichtsmaterial zugreifen zu können, erst Ende Oktober bzw. Anfang November. Die ersten Klausuren wurden jedoch bereits Mitte Oktober geschrieben Zudem bekam man teilweise erst nach Wochen eine Antwort auf seine E-Mails und das Sprechstundenangebot war rar.

 

Tarragona als Stadt

Tarragona ist eine kleine Stadt am Meer gelegen. Dies ermöglicht wunderschöne Strandspaziergänge. Die Badesaison geht bis Mitte Oktober. Da der Touristenboom in Tarragona ausbleibt, ermöglicht es einem die Einheimischen sehr gut kennen zu lernen. Speisekarten in Restaurants sowie Einkaufsschilder im Supermarkt sind überwiegend in katalonisch verfasst. Auch auf der Straße sowie in Schulen wird katalonisch gesprochen.

Tarragona hat eine gute Bus- und Zuganbindung nach Barcelona.

 

Qualität der belegten Kurse

Der Unterricht an der Universitat Rovira I Virgili konnte wahlweise in Spanisch oder in Katalonisch besucht werden. Englischsprachiger fachbezogener Unterricht wurde kaum angeboten. Auffällig war, dass der Unterricht in kleinen Gruppen sowie stark verschult abgehalten wurde. Zudem setzt sich die Abschlussnote des jeweiligen Moduls durch mehrere Teilprüfungen, meist in schriftlicher Form, sowie einer Abschlussklausur zum Ende des Semesters zusammen.

 

Sprachkurse

Das Institut für Sprachen an der Universitat Rovira I Virgili bietet diverse Sprachkurse an. Anders als gewohnt sind lediglich die Katalonisch- Sprachkurse kostenfrei. Für alle weiteren Sprachkurse unter anderem auch Spanisch werden Gebühren erhoben. Die Sprachkurse sind inhaltlich vergleichbar mit den Sprachkursen des Forum Sprachen und Kulturen der Justus Liebig Universität.

 

Umfang der notwendigen Sprachkenntnisse

Es ist empfehlenswert schon vor Antrittsbeginn zu mindestens Grundkenntnisse der spnischen Sprache aufzuweisen, da die Spanier der englischen Sprache nicht immer mächtig sind. Zudem empfehle ich während des Auslandsaufenthaltes an einem Katalonisch -Kurs teilzunehmen.

 

Allgemeines Urteil

Alles in allem hat es sich gelohnt das Auslandssemester anzutreten. Das Eintauchen in eine andere Kultur, erweitert Ihren Horizont ungemein.