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Erfahrungsbericht Madrid WS2011/12

von Vanessa Lange


Zu Beginn war der Eindruck der Universität sehr positiv. Es gab eine kleine Willkommensveranstaltung wenige Tage vor Semesterbeginn, in welcher die Studienordnung, die Möglichkeiten für sportliche Aktivitäten und Informationen zu den Kursen speziell für ERASMUS Studenten besprochen wurden.

Die CUNEF (Compuletense Universitario de Estudios Financieros) ist klein, aber dafür sehr modern. Die Unterrichtsräume sind klimatisiert und neu eingerichtet.

Allerdings war ich im Allgemeinen sehr unzufrieden mit der Universität. Die Kurse über welche ich vor meinem Aufenthalt in Madrid informiert wurde, fanden plötzlich größtenteils nicht statt, sodass ich innerhalb von 1 Tag ein komplett neues Learning Agreement erstellen musste. Es wurden einige Kurse auf Englisch angeboten, welche ich durch meine geringen Spanischkenntnisse bevorzugte. Als ich dann diese Kurse besuchte, stellte ich schnell fest, dass das Niveau der Sprachkenntnisse der Professoren nicht sehr hoch war. Teilweise weigerte sich ein Professor auf Englisch zu sprechen, obwohl der Kurs auf Englisch sein sollte. Als ich dann höflich fragte, ob er bitte Englisch sprechen könnte, wurde ich darauf hingewiesen, dass wir in Spanien seien und es ihn nicht interessieren würde, auf welcher Sprache dieser Kurs sein sollte. Ich meldete dies im ERASMUS Büro und bekam leider als Antwort nur: "Sorry, but that's it, you have to learn Spanish, if the professor doesn't want to speak in English".

Die Aussprache der Professoren klang leider mehr nach Spanisch, obwohl sie versuchten Englisch zu sprechen, sodass es sehr schwer war, dem Inhalt zu folgen. Zudem wurden in den meisten Kursen keine Skripte zum Download gestellt, noch gab es eine Powerpoint Präsentation, welche begleitend in den Vorlesungen gezeigt wurde. Ich musst also schnell mitschreiben und mir somit mein eigenes Skript erstellen. Als ich in verschiedenen Kursen nach einem Buch, welches empfohlen wird, fragte, bekam ich leider keine befriedigende Antwort, sondern eher schnippische Kommentare. Zum Beispiel wurde ich gefragt, ob ich nicht alt genug sei, selbst ein geeignetes Buch zu finden oder ob es mir nicht reichen würde, was der Professor mir erzählt. Natürlich kann ich auf eigene Faust etwas zu dem Thema finden und dies mit dem Vorlesungsstoff abgleicht um mich auf die Klausur vorzubereiten, allerdings ist es einfach hilfreich eine Empfehlung zu bekommen, an welchem Buch sich die Vorlesung orientiert.

Oft hörte ich auch von Kommilitonen, sowie Angestellten der Universität, dass die CUNEF die beste Hochschule für Wirtschaft Spaniens sein sollte. Ich habe leider keinen Vergleich zu anderen Hochschulen in Spanien, aber ich finde nicht, dass man ausreichend auf die Klausuren vorbereitet wird. Die meisten spanischen Studenten haben für viel Geld einen externen Kurs zu jeder Vorlesung besucht, um so gut vorbereitet für die Klausuren zu sein. Dies konnte ich mir leider nicht leisten.

Ich habe auch an der Hochschule das Gefühl gehabt, dass es "egal" sei, was an Fachwissen vermittelt wird, da die Privatschule sich mehr oder weniger im Vorfeld vor dem Abschluss der Studenten darüm gekümmert hat, dass sie nach ihrem Studium von diversen Unternehmen übernommen werden. Dies haben mir mehrere spanische Studenten erzählt.

Die Bibliothek besteht aus einem kleinen Raum, in dem 5 Bücherregale stehen und wenige Plätze zum Lesen oder Lernen angeboten werden. Eine richtige Mensa gibt es auch leider nicht. Es ist eine kleine Cafeteria vorhanden, in welcher man Fertiggerichte zu überhöhten Preisen (Portion Nudeln mit Tomatensoße für 5,50 Euro) und Kaffee bekommen kann.

Alles in Allem freue ich mich wieder sehr, an die JLU Gießen zurück zu kehren und dort mein Studium bald zu beenden. Trotz alledem war mein Aufenthalt eine sehr interessante Erfahrung, welche zu meiner persönlichen Entwicklung beigetragen hat.