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Erfahrungsbericht Huelva WS2011/12

von Anna Lena Biedenkapp



Vorbereitung

Da ich mich auf einen der Restplätze beworben habe war die Vorbereitung recht kurz und schmerzlos. lch musste mich nicht so früh bewerben wie andere und hatte mich wenig über die Uni informiert. lch bin nach Huelva geflogen ohne mich über die Stadt informiert zu haben und bin trotzdem klargekommen. Man sollte jedoch ein wenig Sprachkenntnisse mitbringen oder sich aneignen, denn dort unten spricht so gut wie keiner Englisch. Die Spanier sind generell schlecht in Englisch und dazu kommt noch der andalusische Akzent, durch den man am Anfang kein Wort versteht. Man sollte also zumindest auf Spanisch nach dem Weg fragen können.

Unterkunft

Bevor man nach Spanien fliegt, sollte man sich für ca. eine Woche in einer Jugendherberge ein Bett mieten. Die meisten Erasmus-Studenten kommen in der "Albergue inturjoven" unter. Dort lernt man dann schon einige nette Leute kennen und kann sich auf Wohnungssuche begeben. ln Huelva gibt es sehr viele Wohnungen die auf Studenten ausgerichtet sind. Das lnternational Office der Uni stellt eine Liste zur Verfügung mit allen möglichen freien Wohnungen/Zimmern. Die Studenten von "ESN" sind auch sehr hilfsbereit und machen im Notfall sogar ein paar Wohnungsbesichtigungen für einen aus.

Man sollte nicht den deutschen Standard erwarten und bedenken, dass es in Huelva so gut wie nie eine Heizung gibt. Man kann ein günstiges Zimmer für 150€ plus Nebenkosten finden, aber auch deutlich mehr ausgeben, wenn man eine neu renovierte Wohnung mit Heizung/ Klimaanlage haben möchte. Diese sind zwar schwer zu finden, existieren aber für ca. 300€ pro Monat. 

Man sollte sich nicht mit der erstbesten Wohnung zufrieden geben, sondern auch auf die Lage und die Mitbewohner achten. lch habe mit 2 Spaniern zusammengewohnt, was für meine Sprachkenntnisse sehr von Vorteil war. Denn es gibt viel zu viele Erasmus-Studenten in Huelva (über 400 pro Semester) mit denen man immer englisch spricht. Als Top-Lage würde ich das Zentrum und in der Nähe von "Plaza de la Merced" bzw. der "Kathedrale" bezeichnen. Auch wenn nur die Vorlesungen der Wirtschaftswissenschaften in "La Merced" stattfinden, so macht es in meinem Augen keinen Sinn in die Nähe von "El Carmen" zu ziehen, da dieser Campus ziemlich außerhalb liegt.

Studium an der Gasthochschule

Meine allgemeine Einschätzung der Gasthochschule ist nicht sehr positiv. lch bin der Meinung, dass sich die Uni übernimmt und zu viele Erasmus-Studenten aufgenommen werden. Auch die Organisation innerhalb der Uni ist mangelhaft und die Kommunikation zwischen dem ,lnternational Office'und den Fachbereichen/Professoren ziemliche Mangelware. lch hatte Glück und bekam in den Fächern auf englisch Plätze. Allerdings wurden viel zu wenige englisch-sprachige Fächer angeboten. Wir waren in der ersten Stunde oft über 100 Leute in einem Kurs für maximal 65 Studenten. Das Schlimmste jedoch ist, dass alle ihr Learning Agreement abgeschickt hatten und es auch unterschrieben wurde, und sie dann nicht in den genehmigten Kurs hineingekommen sind. Denn die Kurse auf spanisch werden ja gerne vermieden. Es wurde schlichtweg nicht richtig kalkuliert wie viele englischsprachige Fächer angeboten werden müssen. Weil die Uni sich übernimmt, haben einige Studenten ernsthafte Probleme bekommen.

ln den ersten Wochen ist es ein ziemliches hin-und-her-gerenne. Dort braucht man eine Unterschrift, dann ein Termin, eine Kopie, einscannen und jedes Dokument muss in ein anderes Gebäude. Die organisatorischen Dinge sind sehr viel chaotischer als in Deutschland. ln den Vorlesungen auf Englisch, die auch von spanischen Professoren gehalten werden, ist sehr oft Gruppenarbeit angesagt. Es werden viele Präsentationen gehalten und die Qualität des Unterrichts ist von gut bis akzeptabel sehr stark abhängig vom Professor. Die Anwesenheit macht oft ca. 10% der Note aus und die Klausuren sind oft nur eine Ergänzung zu den Präsentationen und anderen Gruppenarbeiten. 

lm Allgemeinen hatte ich einen sehr humanen Stundenplan, der genug Zeit für Freizeit lies. Man sollte unbedingt das breite Angebot der Sprachkurse wahrnehmen. Es werden vor Vorlesungsbeginn Spanisch-Crash-Kurse angeboten (die leider sehr teuer sind) aber auch zahlreiche Spanisch-Kurse in allen Levels, während des Semesters. lnsgesamt bemüht man sich sehr um die Erasmus-Studenten in Huelva.

Alltag und Freizeit

Der Alltag in Spanien ist durch die Siesta bestimmt. Daran muss man sich erst gewöhnen. ln den Sommermonaten haben wir die meisten Tage am Strand verbracht. Von April bis Oktober/November lohnt sich die 20 minütige Busfahrt nach Punta Umbria, um den Tag am Strand zu verbringen. 

lch hatte das Glück, meine erste Vorlesung täglich um 14 Uhr zu haben. Dafür ist man in Huelva auch immer noch spät abends aktiv (Spanier fangen gegen 22Uhr an ihr Abendessen zu kochen) und man trifft sich sehr oft auf ein paar Tapas in einem Restaurant, oder geht auf ein Bierchen in eine Bar. Fast jedes Wochenende wurden Partys veranstaltet. Man beginnt mit einer Art ,,Kneipentour" und endet in einer der 3 Diskos in Huelva. (Dazu muss man sagen, dass man vor 03:00 nicht in die Disko geht, aber dafür bis morgens um 07:00 feiert)

Am Wochenende haben wir sehr oft Touren und Städtereisen gemacht. Es werden viele Trips von ESN und anderen Organisationen angeboten. Da ich freitags frei hatte, hat es sich angeboten immer übers Wochenende wegzufahren. Wir waren öfter in Portugal, an der Algarve, haben mit einem Mietauto ganz Andalusien erkundigt und ich war mit der Organisation ,,We love Spain" in Marokko.

Wie man die Freizeit verbringt hängt von jedem selbst ab. Die Jungs haben sich oft zum Fußballspielen getroffen, oder man verabredet sich für andere Sportarten. Die meisten meldeten sich in einem der vielen Fitnessstudios an. Picknicks im Park sind auch ganz nett. ln der lnnenstadt kann man ganz gut shoppen gehen und im Shoppingcenter,,Aqualon" gibt es auch ein Kino. Das Fußballstadion wurde hauptsächlich von den Jungs besucht. Sonst trifft man sich oft mit Freunden wobei der Strand natürlich das beliebteste Ziel ist.

Fazit

lch empfehle JEDEM ein Auslandssemester zu machen, egal wo!

lch hatte eine super tolle Zeit, man erweitert seinen Horizont, lernt viele nette Leute kennen und macht Erfahrungen fürs Leben. Es gibt immer positive und negative Erfahrungen, doch die positiven überwiegen. lch persönlich hätte nicht in eine größere Stadt (wie z.B. Madrid) gewollt, da es nicht so persönlich und gemütlich ist und man leicht in der Masse untergeht. Außerdem ist Madrid viel zu teuer. ln Huelva kann man die Kosten mit denen in Deutschland vergleichen. Wenn man in Lidl oder Aldi einkaufen geht, sind auch die Lebensmittel nicht teurer. Nur Schokolade kostet in Spanien einiges mehr.

lch denke, dass die Uni in Huelva noch viel Arbeit vor sich hat und dass auch ZU viele Erasmusstudenten dort aufgenommen werden. Deswegen sollte man sich spanische Mitbewohner suchen und nicht als Gruppe dort anreisen, sondern den Kontakt zu anderen suchen. uelva ist von außen eine hässliche lndustriestadt, aber die Altstadt/das Zentrum ist recht hübsch und es lebt sich dort sehr angenehm. 

Man sollte die gute Lage dazu nutzen viel zu reisen. lch habe Andalusien, Portugal und sogar Marokko gesehen. Durch den Hafen und die Lage am Atlantik, sollte man den,,Winter" nicht unterschätzen. Für das WS sollte durchaus eine dicke Jacke eingeplant werden.