Möller, Anna Carola (2024)
Die Rolle sozialer Medien im Prozess der Genesung von Anorexia nervosa (Anna Carola Möller, 2024)
Hintergrund:
Anorexia nervosa (AN) ist eine ernsthafte Erkrankung, deren Bekämpfung aufgrund von hohen Letalitäts- und Rückfallraten von hochgradiger Relevanz ist. Soziale Medien haben sich in den vergangenen Jahrzehnten rasant weiterentwickelt und kontinuierlich an Relevanz gewonnen. Der Einfluss von sozialen Medien auf die Entstehung und auf den Verlauf von AN ist bereits gut erforscht. Fokus dieser Arbeit liegt auf der Rolle sozialer Medien im Genesungsprozess von AN in Bezug auf die Aufrechterhaltung sowie auf die Überwindung der Erkrankung. Zusätzlich wird der Einfluss bezüglich möglicher Rückfälle betrachtet.
Methoden:
Sechs ehemalige Betroffene von AN wurden im Rahmen von leitfadengestützten qualitativen Interviews bezüglich ihrer Erfahrungen mit sozialen Medien im Essstörungskontext befragt. Die Interviews wurden mithilfe der inhaltlich strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz und Rädiker ausgewertet.
Ergebnisse:
Die Befragten beschreiben eine Vielzahl von Wegen, wie soziale Medien den Genesungsprozess von AN beeinflussen. Insbesondere die Omnipräsenz essstörungsbezogener Inhalte, welche durch Social-Media-Algorithmen bedingt wird, sowie soziale Prozesse im Rahmen von Online-Communities werden in den Fokus gerückt. Zusätzlich konnten sowohl essstörungsabhängige als auch -unabhängige Gründe für die Nutzung sozialer Medien identifiziert werden. Auch in Anschluss an die Überwindung der Erkrankung haben essstörungsbezogene Inhalte eine erhöhte Relevanz. Es gibt außerdem erste Hinweise darauf, dass soziale Medien als Instrument für die Umsetzung ‚geplanter‘ Rückfälle instrumentalisiert werden.
Schlussfolgerungen:
Soziale Medien spielen in vielerlei Hinsicht eine Rolle in der Aufrechterhaltung sowie in der Überwindung von AN. Es besteht ein ausgeprägtes Potenzial in der Thematisierung des Social-Media-Nutzungsverhaltens im Rahmen der Essstörungstherapie, um die Überwindung der Erkrankung zu fördern und mögliche Rückfälle zu vermeiden.