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Heymel, Lea (2022)

 Inhaltlicher und familiärer Unterstützungsbedarf der Mütter von Frühgeborenen hinsichtlich des Stillens und der Muttermilchernährung (Lea Heymel, 2022)

Hintergrund: Weltweit ist jedes zehnte Kind ein Frühgeborenes und die Frühgeburtenraten steigen. Gemäß des internationalen Forschungsvorhabens „Becoming Breastfeeding Friendly“ (2017 – 2019) ist Deutschland moderat stillfreundlich. Frühes und ausschließliches Stillen kann die Frühgeborenensterblichkeit reduzieren. Allerdings sind die Stillraten von Frühgeborenen laut der KiGGS-Studie im Vergleich zu Müttern reifgeborener Säuglinge signifikant geringer.

Methoden: Mittels einer qualitativen Methodik sollte erforscht werden, welchen inhaltlichen und familiären Unterstützungsbedarf die Mütter von Frühgeborenen hinsichtlich des Stillens und der Muttermilchernährung haben. Die Daten wurden durch leitfadengestützte, teilstandardisierte Interviews mit ExpertInnen, Erstmüttern und einem Erstvater von Frühgeborenen erhoben und im Rahmen der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet.

Ergebnisse: Mütter von Frühgeborenen befinden sich unvorbereitet und uninformiert in einer emotional instabilen und vulnerablen Situation der Frühgeburtlichkeit mit einem hohen inhaltlichen und familiären Unterstützungsbedarf. Die Informationsflut, das informative Chaos durch eine fehlende einheitliche Stillkommunikation und die verringerte situationsbedingte Aufnahmefähigkeit der Mütter sorgen für eine Überforderung. Ein stillförderndes familiäres und klinisches Umfeld mit kompetentem Personal, einer einheitlichen Stillkommunikation sowie einer lückenlosen Versorgungsstruktur sind daher unerlässlich, um das Stillen in der Klinik zu fördern und zu Hause aufrechtzuerhalten.

Schlussfolgerung: Eine etappenweise Vermittlung individueller Informationen über vielfältige und digitale Formate, die Etablierung von Bildungsmöglichkeiten in Schulen und spezifischen Fortbildungen für das Gesundheitspersonal könnten dem inhaltlichen Unterstützungsbedarf gerecht werden. Um das familiäre Unterstützungspotenzial zu steigern, wäre eine vermehrte Integration der Familie und PartnerInnen in den Stillprozess förderlich.